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Wind mit Wüstengruß - Schirokko

Schirokko

Wind mit Wüstengruß

Blick auf das Meer mit einem sandfarbenen Himmel
Inhalt

Der Schirokko ist ein warmer bis heißer Wind aus südlicher bis südöstlicher Richtung. Er weht von der Sahara in Richtung Mittelmeer und kann Sturmstärke erreichen. Durch den mitgeführten Wüstenstaub färbt sich die Luft gelblich, rötlich bis bräunlich.

Was ist der Schirokko?

Der Schirokko ist ein warmer bis heißer, zunächst trockener südlicher Wind im Mittelmeerraum. Er ist oft mit Staub oder Sand beladen, weil er aus der Sahara kommt.

Der Schirokko transportiert oft große Mengen Sahararstaub.Der Schirokko transportiert oft große Mengen Saharastaub.

Der Südwind streicht dann über Meeresflächen und nimmt viel Feuchtigkeit auf. Dadurch wird die Luft im Einzugsgebiet des Schirokkos immer dunstiger und feuchter.

Woher stammt der Begriff Schirokko?

Das Wort kommt aus dem Arabischen. Scherki oder sarqui bedeutet Südostwind. Daraus wurde im Italienischen der Scirocco. Im deutschsprachigen Raum sprechen wir vom Schirokko.

Andere Namen für Schirokko

Andere, regionale Namen für den Schirokko sind:

  • Ghibli

  • Kamsin

  • Samum

  • Leveche

  • Chergui

Wenn er genau aus Süden weht, heißt er Ostro.

Schon gewusst?

Da der Schirokko über der nordafrikanischen Wüste entsteht, nimmt er große Mengen Sandstaub mit. Dadurch erhält die Luft eine gelblich-rötlich-bräunliche Färbung.

In Kroatien und Montenegro ist der Schirokko unter dem Namen Jugo bekannt. Allerdings bringt der Jugo selten viel Staub mit sich. Streng genommen wird von Jugo nur gesprochen, wenn es sich um einen Südostwind handelt. Der reine Südwind wird Ostro oder Pravo Jugo genannt. Beide haben aber die gleichen Eigenschaften und können oft ineinander übergehen.

Jugo an der Küste MontenegrosIn Montenegro und in Kroatien heißt der Schirokko Jugo. Er ist aber selten mit Saharastaub beladen.

Um diesen Unterschied hervorzuheben, wird der Jugo in Dubrovnik und allgemein an der südlichen Adriaküste Scirocco (kroatisch široko oder šilok) genannt.

Wie entsteht der Schirokko?

Die südöstliche Strömung wird durch diese typische Temperaturverteilung ausgelöst:

  • Großer Gegensatz zwischen kühlen Tiefdruckgebieten und heißer Luft über der Sahara.

  • Je größer der Temperaturunterschied, desto stärker der Schirokko.

Bei dieser Druckverteilung entsteht ebenfalls der Schirokko:

  • Kräftige Tiefdruckgebiete über dem zentralen Mittelmeerraum, wie beispielsweise Fünf-b-Tiefs, treiben eine starke Südströmung aus Nordafrika an.

Der Schirokko wird bei dieser Wetterlage: Ein Tief zwischen Sardinien und Tunesien saugt heiße Luft aus der Sahara an und lenkt sie nach Norden.Besonders bei dieser Wetterlage wird der Schirokko in Gang gesetzt: Ein Tief zwischen Sardinien und Tunesien saugt heiße Luft aus der Sahara an und lenkt die Wüstenluft nach Norden.

Auch bei dieser Druckkonstellation kann der Schirokko entstehen:

  • Ein großes Tief zieht über das westliche Mittelmeer, seine Ausläufer können dabei bis zur Adria reichen.

  • Hoher Luftdruck herrscht dagegen über dem Balkan, manchmal sogar bis ins östliche Mittelmeer.

Das Tiefdruckgebiet ist dabei die treibende Kraft. Es löst auf seiner Ostseite südöstliche Winde aus. Die warme bis heiße Luft strömt von Nordafrika über Italien bis zur Adria. Gelegentlich werden auch Gebiete am Ionischen Meer und teilweise Südfrankreich erreicht.

Grafik: Tief westlicher Mittelmeerraum und Hoch Balkan - dazwischen Südostwind aus der Sahara Bei dieser Druckkonstellation wird ebenfalls der Schirokko ausgelöst.

Anfangs ist der Schirokko noch trocken, weil er aus den trockenen Gebieten Nordafrikas entstammt. Gleichzeitig wirbelt das Tiefdruckgebiet über Nordafrika viel Staub in der Sahara auf und nimmt den aufgewirbelten feinen Sand mit. Rund um das Mittelmeer kann die Sichtweite unter einen Kilometer sinken, wenn viel Feinstaub mitgeführt wird.

Der Schirokko erreicht mit Saharastaub die Schweizer Alpen. Die Landschaft und der Himmel hüllen sich in ein orange-rötliches Licht. Der Schirokko erreicht mit Saharastaub die Schweizer Alpen. Landschaft und Himmel rund um Meiringen-Hasliberg werden in ein orangerotes Licht getaucht. - Bild: Andreas Hirt

Sobald der Südwind über das Mittelmeer streicht, nimmt der Schirokko jedoch viel Feuchtigkeit auf und wird als sehr feucht empfunden. Manchmal erreicht der Schirokko auch Mitteleuropa, wenn das Tiefdruckgebiet stark genug ist.

Einfluss von Saharastaub aufs Wetter

An den Süd- oder Südwesträndern großer Gebirge wie dem Apennin in Italien, dem Taygetos auf dem Peloponnes, den Cevennen in Südfrankreich oder dem Dinarischen Gebirge in Kroatien staut sich feuchtwarme Luft. Dort kann es zu anhaltenden und ergiebigen Regenfällen kommen.

Dunkle Wolken und Regen im Apennin, überflutet Weg und HochwasserIm Apennin kann der Schirokko zu heftigem Dauerregen führen. Überschwemmungen sind dann keine Seltenheit. - Bild: dpa

An den Nordseiten der Gebirge setzt dann oft Südföhn ein, wodurch es um einige Grad wärmer ist als südlich davon.

Wann tritt der Schirokko auf?

Grundsätzlich kann der Schirokko zu jeder Jahreszeit entstehen. Am häufigsten tritt er in den Übergangsjahreszeiten auf, weil dann die Luft- und Temperaturgegensätze zwischen den Tropen und den gemäßigten Breiten am größten sind. Dann sind auch die meisten Ausgleichsströmungen zwischen Nord und Süd am stärksten.

Der Schirokko geht oft mit einer unruhiges See einher, wie hier an der Südwestküste Italiens.Der Schirokko wird oft von einer aufgewühlten See begleitet, wie hier an der Südwestküste Italiens.

Im Sommer ist der Einfluss von Tiefdruckgebieten eher gering. Stattdessen bestimmen Hochdruckgebiete für längere Zeit das Wetter.

Je nach Jahreszeit und Region hat der Schirokko eine Wahrscheinlichkeit von 10 bis 20 Prozent. Es handelt sich also um ein episodisches Phänomen.

Von Oktober bis Mai ist der Schirokko dank der südlichen Herkunft der Luftmassen angenehm warm. Von Juni bis September geht die angenehme Wärme in eine eher drückende Schwüle über. Besonders zu Beginn dieser Wetterlage scheint meist noch die Sonne und die nur schwache Brise bietet keine Erfrischung.

Wann weht der Jugo?

Der Jugo tritt in Kroatien zu allen Jahreszeiten auf. Im nördlichen Adriaraum weht er häufiger im Frühjahr, nach Süden hin häufiger im Herbst und Winter. Der Jugo bringt sehr feuchte und warme Luft, die sich in kräftige Regenfälle und Gewitter entlädt.

Jugo bringt unruhige See an der Küste Kroatiens, bewölkter HimmelIn Kroatien weht der Jugo regelmäßig.

Seine volle Stärke von 5 bis 6 Beaufort erreicht er meist nach drei Tagen. Im Gegensatz zur Bora, die immer wieder böig auffrischt, weht der Jugo gleichmäßig.

Wie lange dauert der Schirokko an?

In der Regel weht der Schirokko 2 bis 3, maximal 4 Tage. Sobald im Sommer die Sicht besser wird und der Wind auf West dreht, ist mit einem Ende des Schirokkos zu rechnen.

Von Ende September bis Anfang Mai hingegen endet der Südwind oft mit Schauern und Gewittern. Aus Westen ziehen dann Wetterfronten durch, die sogar mit Sturmböen einhergehen können.

Anzeichen für den Schirokko

Der Schirokko taucht nicht plötzlich auf. Vielmehr baut sich der Wind langsam auf. Am ersten Tag ist nur ein Hauch zu spüren, am zweiten Tag weht eine leichte Brise, am dritten Tag wird der Schirokko allmählich stärker.

Im Verlauf einer Schirokko-Periode werden die zunächst lockeren Wolkenfelder immer dichter. Da der Wind viel Staub und feinen Sand mit sich führt, wird die Sicht zunehmend getrübt und ein Dunstschleier überzieht den Himmel.

BU: Winzige Dunsttröpfchen und Saharastaub bilden den charakteristischen Schirokko-Dunst.Winzige Wassertröpfchen und Saharastaub bilden den charakteristischen Schirokko-Dunst.

Die Schirokko-Windstärke beträgt zu Beginn der Wetterlage 1 bis 2, später 3 bis 4 Beaufort aus Südost bis Süd. An exponierten Küsten und gegen Ende sind auch Windstärken von 5 bis 6 möglich.

Mit dem Einsetzen des Schirokkos fällt der Luftdruck langsam und stetig. Dies lässt sich auch am Barometer ablesen. Außerdem nimmt die Luftfeuchtigkeit zu. Besonders im Sommer ist die Schwüle unangenehm und macht schlapp.

Wie stark kann der Schirokko sein?

Der Schirokko weht umso stärker, je größer der Druckunterschied zwischen den kühlen Tiefdruckgebieten in Südwesteuropa und Hoch über dem Balkan ist und je größer der Temperaturunterschied zur heißen Sahara ist.

Kitesurfer reiten auf den Wellen unweit vom apulischen Tarent. Der Schirokko kann das Meer ordentlich aufwühlen.Kitesurfer reiten auf den Wellen unweit von Tarent in Apulien. Der Schirokko kann das Meer ganz schön aufwühlen. Besonders hoch sind die Wellen auf hoher See, weil dort der Wind stärker weht.

Die Windstärke liegt im Durchschnitt unter 6 Beaufort, seltener bei 7 bis 8 Beaufort. In Einzelfällen kann der Schirokko aber auch Sturmstärke erreichen.

Wo ist der Schirokko am häufigsten?

Schirokko-Wetterlagen können im gesamten Mittelmeerraum auftreten, am häufigsten sind sie in den Gewässern rund um Italien, einschließlich der Adria. Der Schirokko bringt auch Regen mit sich. Wenn der Schirokko viel Sandstaub mit sich führt, können sich zum Beispiel Autoscheiben durch den Regen gelblich-grau verfärben. Dieses Phänomen wird auch Blutregen genannt.

Meltemi - Sommerwind in der Ägäis
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