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Lokalwind in der Schweiz - Bise

Bise

Lokalwind in der Schweiz

Bise am Genfer See mit hohen Wellen
Inhalt

Die Bise ist ein Nordostwind, der im Schweizer Mittelland vom Bodensee bis hin zum Genfersee weht. Der Wind wird zwischen zwei Bergketten eingefangen, kanalisiert und dadurch verstärkt.

Was ist die Bise?

Die Bise ist ein kalter, trockener Wind aus Nordost bis Nord, der über das Schweizer Mittelland und die Voralpen weht.

Wenn sich gleichzeitig dichte und tiefe Wolken halten, spricht man auch von einer "Bise noire", einer schwarzen Bise. Diese tritt auf, wenn das Tief in Alpennähe mit einer östlichen bis südöstlichen Strömung viel Feuchtigkeit mit sich führt.

Streng genommen ist die Bise ein Regionalwind, der nur im Mittelland vorkommt. Auch in Südbaden und in Vorarlberg wird der Nordostwind als Biswind bezeichnet.

Der Ursprung des Wortes Bise ist unsicher. Am ehesten gehört es zur Wortsippe des althochdeutschen bĭsōn ‚umher-, einherstürmen', das nur aus Glossen bekannt ist. Sowohl der Versuch, das Wort als Entlehnung aus dem Galloromanischen herzuleiten, als auch der Versuch, es mit Brise in Verbindung zu bringen, können als gescheitert betrachtet werden.

Wie entsteht die Bise?

Die Bise tritt häufig bei Hochdrucklagen auf. Das Hochdruckgebiet liegt dabei über Nord- und/oder Osteuropa.

Verantwortlich für die Bise ist typischerweise ein Hochdruckgebiet nördlich der Schweiz. Dieses bringt kalte Kontinentalluft.Typischerweise ist ein Hochdruckgebiet nördlich der Schweiz für die Bise verantwortlich. Im Winter bringt es kalte Kontinentalluft.

Der meist trockene und im Winter kalte Ost- bis Nordostwind wird durch Kontinentalluft gespeist, die bei hohem Luftdruck nördlich der Schweiz und tiefem Luftdruck im Mittelmeerraum von Nordosten her nach Mitteleuropa strömt.

Durch die Kanalisierung der Strömung am Alpenrand entsteht die Bise. Richtung westliches Mittelland wird die Bise zwischen Jura und Voralpen "gepresst", wodurch sie sich verstärkt und meist am westlichen Genfersee ihren Höhepunkt erreicht.

Deshalb werden im südwestlichen Mittelland deutlich höhere Windspitzen gemessen als im östlichen.

Stärkste Windböen am Genfer SeeDas WindRadar zeigt die stärkste Bise zwischen Bern und Genf.

Die Stärke der Bisenlage lässt sich aus der Druckdifferenz zwischen Genf und Güttingen am Bodensee ableiten. DIe Bise entsteht, sobald der Luftdruck am Bodensee höher ist als in Genf. Je größer diese Druckdifferenz ist, desto stärker weht die Bise über das Mittelland. Ist der Druckunterschied umgekehrt, weht der Biswind aus Südwesten über das Mittelland.

Unterschied zu Föhn

Während bei der Bise tendenziell Luftdruckunterschiede zwischen dem (Nord-)Osten und dem Westen der Schweiz bestehen, sind diese beim Südföhn zwischen dem Norden und dem Süden. Genauer gesagt liegt dann im Süden ein Hochdruckgebiet und im Norden ein Tiefdruckgebiet.

Allerdings kann bei einer Bisenlage trotzdem Föhn auftreten. Dieser Wind kommt dann in Alpentälern und nur bei Sturm im angrenzenden Mittelland auf. Dabei stellen die Alpen eine Barriere dar, die vom Föhn überwunden wird. Hier tragen die Luftdruckgegensätze entscheidender zur Entstehung bei als bei der Bise. Im Mittelland gibt es ja kaum Hindernisse.

Welches Wetter gibt es bei einer Bisenlage?

In der kalten Jahreszeit ist bei einer Bisenlage die Luftfeuchtigkeit der anströmenden Luft hoch. Vor allem die Luftschicht zwischen 500 und 2000 Metern Höhe ist mit viel Feuchtigkeit angereichert. Oberhalb der Inversion herrscht Hochdruckeinfluss mit warmer und trockener Luft.

In der feuchten Luft bildet sich meist eine tiefe und zähe Stratusdecke, die meist das ganze Mittelland überzieht. Je nach Höhe der Obergrenze dringt sie aber auch in die Alpentäler ein. Die Obergrenze dieser Wolke liegt auf der Höhe der Basis der Inversionsschicht. Im Herbst und Frühling kann sich die Hochnebelschicht während des Tages vorübergehend auflockern und sogar fast ganz verschwinden. Im Winter hingegen hat die Sonne kaum Kraft, die geschlossene Hochnebeldecke aufzulösen.

Im Sommer ist eine Bisenlage vorwiegend mit schönem Wetter und angenehmen Temperaturen verbunden. Die herangeführte Festlandsluft ist trocken.

Wann weht die Bise besonders stark?

Auf ihrem Weg über das Mittelland wird die Bise vom Jura und den Alpen flankiert. In der Westschweiz, wo der Abstand zwischen den beiden Gebirgen kleiner wird, wird die Luftströmung kanalisiert und die Windgeschwindigkeit nimmt zu.

Die Luft wird im Genferseegebiet förmlich zwischen Jura und Voralpen hindurchgepresst.Die Luft wird im Genferseegebiet zwischen Jura und Voralpen förmlich hindurchgedrückt

Am stärksten ist die Bise rund um den Genfersee, wo bei einer klassischen Bisenlage nicht selten mittlere Windgeschwindigkeiten von 50 Kilometer pro Stunde und Böen von über 80 Kilometer pro Stunde gemessen werden. Nach Nordosten hin ist die Bise schwächer und erreicht meist weniger als 6 Beaufort.

Bise nachts oder tagsüber stärker?

Der kühle bis kalte Nordostwind im Winter weht tagsüber nicht konstant. Am Nachmittag bläst die Bise im Mittelland am stärksten, nachts flaut sie ab. Am nächsten Tag nimmt sie wieder zu.

Anders als im Mittelland verhält es sich in den Hügeln und Bergen. Dort gibt es keinen ausgeprägten Tagesgang der Bise, manchmal ist sie sogar nachts am stärksten.

Ideales Wetter am Nachmittag zum Drachen steigen lassenIm Sommer weht die Bise am Nachmittag am stärksten. Dann herrscht ideales Wetter zum Drachen-steigen-Lassen. - Bild: dpa

Der Tagesgang der Bise hängt vor allem im Sommerhalbjahr mit der Sonneneinstrahlung zusammen. Tagsüber erwärmt sich die bodennahe Luftschicht. Die warme Luft steigt auf, als Gegenbewegung sinkt Luft aus der Höhe ab. Durch diese turbulenten Luftströmungen kann die Bise, die oft in Höhen um 1500 Meter am stärksten weht, bis ins Mittelland herabwehen.

In einer klaren Nacht hingegen kühlt sich die bodennahe Luft am stärksten ab. Es bildet sich ein sogenannter Kaltluftsee. Die Auf- und Abwinde werden schwächer und die Bise im Mittelland flaut ab. In der freien Atmosphäre und in den Bergen bläst sie dagegen ungehindert weiter oder verstärkt sich sogar.

Im Winter blockiert die horizontale Inversionsschicht den Luftaustausch zwischen den bodennahen und höheren Schichten.

Warum ist die Bise kalt?

Im Winterhalbjahr fühlt sich die Bise im Schweizer Mittelland oft eisig kalt an. Neben dem bekannten Windchill-Effekt spielen aber auch noch weitere Faktoren eine Rolle.

1. Herkunft der Luftmasse

Die Bise entsteht meist im Zusammenhang mit einem Hochdruckgebiet über Nordeuropa, die Schweiz liegt dann auf der Südflanke des Hochs. Da die Luft auf der Nordhalbkugel wegen der Corioliskraft Hochdruckgebiete im Uhrzeigersinn umströmt, setzt ein Nordostwind ein.

Ein Hoch lenkt kalte Polarluft aus Finnland und Russland bis zu die Alpen.Ein Hoch lenkt kalte Polarluft aus Finnland und Russland zu den Alpen.

Die einströmende Luft kommt aus Ländern wie Russland, Finnland oder dem Baltikum. Dort ist das Klima eher kontinental geprägt und die Luftmasse ist von Herbst bis Frühling oft eisig kalt und trocken.

2. Windchill-Effekt

Das hat die Bise mit anderen Winden gemeinsam: Je stärker der Wind weht, desto kühler empfinden wir ihn. Meteorologen sprechen vom sogenannten Windchill-Effekt. Bei Windstille bildet sich auf unserer Haut ein dünnes Warmluftpolster.

Die starke Bise wühlt den Genfer See ordentlich auf. Wellen klatschen an die Uferpromenade in Genf.Die starke Bise wühlt den Genfersee ordentlich auf. Wellen klatschen an die Uferpromenade in Genf. - Bild: dpa

Die Bise trägt diese warme Luftschicht ab und gleichzeitig kann mehr Feuchtigkeit von der Hautoberfläche verdunsten. Dabei wird der Haut Verdunstungswärme entzogen. Die Luft fühlt sich dadurch kälter an. Je stärker der Wind weht, desto niedriger ist die gefühlte Temperatur im Vergleich zur tatsächlich gemessenen Lufttemperatur.

3. Hohe Luftfeuchtigkeit

In der kalten Jahreszeit ist die Bise fast immer mit Hochnebel verbunden. Unterhalb der sogenannten Inversion, wo sich die Hochnebelobergrenze befindet, ist viel Feuchtigkeit gefangen. Auch unterhalb der eigentlichen Hochnebelschicht liegt die relative Luftfeuchtigkeit dann oft über 90 Prozent.

Der Genfer See und umliegende Landschaft liegen unter einer Hochnebeldecke, währen in den französischen Alpen ungetrübter Sonnenschein herrscht.Die Bise ist oft mit einer ausgeprägten Inversion verbunden. Der Genfersee und die umliegende Landschaft liegen unter einer Hochnebeldecke, während in den französischen Alpen ungetrübter Sonnenschein herrscht. - Bild: dpa

Feuchte Luft leitet die Wärme von unserer Haut besser ab als trockene. Deshalb empfinden wir Kälte bei hoher Luftfeuchtigkeit als noch kälter.

Im Sommer ist der Effekt genau umgekehrt. Der Schweiß auf unserer Haut kann in trockener Luft besser verdunsten. Feuchte Luft dagegen ist bereits reich an Wasserdampf und nimmt weniger zusätzlichen Wasserdampf auf. Feuchtwarme Luft fühlt sich daher unangenehm schwül und drückend an.

Gefrierende Gischt bei starker Bise am GenferseeGefrierende Gischt bei starker Bise kann auf dem Genfersee zu bizarren Eisgebilden führen. - Bild: dpa

Bei starker Bise und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kann sich an den Ufern von Seen gefrierende Gischt bilden. Besonders gefährdet ist die Region Genf.

4. Fehlender Sonnenschein

Der häufige und zähe Hochnebel bei Bisenlagen hat auch zur Folge, dass die Sonnenstrahlen nicht bis ins Flachland vordringen können. Ein wenig Sonnenschein auf der Haut kann die gefühlte Temperatur gleich um einige Grad nach oben katapultieren.

Im Sommer hingegen zeigt die Bise ein ganz anderes Wetterbild: Sonnenschein, ein paar Quellwolken, trockene und angenehm temperierte Luft sowie kühle Nächte sind typisch für die Bise im Sommer. Zudem bremst sie die Gewittertätigkeit.

Wann lässt die Bise nach?

Sobald sich das dominierende Hoch nördlich der Alpen nach Westen oder Süden verlagert, dreht auch der Wind und die Bise lässt nach. Liegt das Hoch über Frankreich und dem Atlantik, dreht die Höhenströmung auf West bis Südwest. Liegt das Hoch über dem Balkan, stellt sich im Alpenraum eine westliche bis südwestliche Strömung ein.

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