Ein warmer Sommernachmittag: Am blauen Himmel ist eine erste, kleine Quellwolke entstanden. Ein ganz normaler Vorgang, wie er sich auf der Erde millionenfach täglich abspielt. Was muss zusammenpassen, damit aus dem Wölkchen ein mächtiges Gewitter wird? Wir folgen ihrem weiteren Weg. Hier scheint vieles zu passen: Die Luft ist offenkundig auch in der Höhe sehr feucht, sonst könnte unsere Wolke nicht so kräftige Schatten werfen. Ausserdem hat sich in der Nachbarschaft bereits ein kleiner Wolkenturm entwickelt, der offenbar ebenfalls hoch hinaus möchte. Jetzt brodelt es am gesamten Himmel. Die Erdoberfläche wirkt wie eine Herdplatte, über der die warme Nachmittagsluft aufsteigt. Noch immer gibt es aber viele Faktoren, die das weitere Aufsteigen der Wolken verhindern könnten. Bisher sieht es gut aus. Einzelne Wolken sind schon recht mächtig geworden. Sie werden offenbar nicht vom Wind in der Höhe "umgeblasen". Geschähe dies, würden die Wolken ihre Tröpfchen in der windigen Luftschicht verteilen und könnten nicht gut weiter in die Höhe wachsen. Die Wolke hat jetzt eine Höhe von etwa fünf Kilometern erreicht und stösst in den frostigen Bereich der Atmosphäre vor. An ihrer Spitze ist eine kleine Kappe, eine so genannte Pileuswolke, entstanden. Die Wolkenränder fransen aus, ein Zeichen dafür, dass in der kalten Luft Eiskristalle ins Spiel gekommen sind. Die flüchtige Pileuskappe wirbelt um den Wolkenturm. Kurz darauf entsteht ein Eisschirm am Gipfel der Wolke. Der Amboss hat sich voll entwickelt. In der Umgebung unserer Wolke, die es nun bis zum Gewitter geschafft hat, schiessen begleitende Wolkentürme in die Höhe. Die Herdplatte ist offenbar immer noch heiss... Das Gesamtkunstwerk ist fast vollbracht. Der einstmals kleine Wattebausch hat jetzt einen Durchmesser von etwa 20 Kilometern erreicht und der gut ausgeprägte Eisschirm dürfte sich in einer Höhe von mehr als zehn Kilometern befinden. Das Gewitter ist näher gekommen. Jetzt werden deutlich auch bereits seine Regenvorhänge erkennbar. Die dynamischen Prozesse halten an. Die dunkleren Wolken im Vordergrund werden von der mächtigen Gewitterwolke nach und nach eingesaugt und liefern ihr weitere Nahrung an feuchter Luft. Unter der Wolke ist es dämmerig geworden, und eine Böenfront kommt auf den Betrachter zu. Jetzt ist der Spass vorbei. Es muss dringend Schutz gesucht werden. Im Idealfall findet sich ein Auto, dessen Karosserie wie ein Faradayscher Käfig wirkt und seine Insassen vor Blitzschlägen schützt. Die Böenwalze rollt heran. Trotz ihres gespenstischen Erscheinungsbildes blieben die Auswirkungen dieses Gewitters undramatisch: Einige Sturmböen, Starkregen, danach war alles rasch wieder vorbei. Viele Gewitter wachsen sich hingegen zu schweren Unwettern aus.