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Schweiz: Blanke Gletscherzungen in den Alpen - Eine starke Eisschmelze droht auch in diesem Sommer

13:25
8. Juni 2023

Blanke Gletscherzungen
Starke Eisschmelze droht im Sommer

In den Schweizer Alpen droht auch in diesem Jahr eine starke Gletscherschmelze. Viele tiefer gelegene Gletscherzungen sind bereits jetzt schon schneefrei. Unser WetterReporter David Volken berichtet vom Rhonegletscher über die aktuelle Situation.

Normalerweise liegt Anfang Juni noch eine geschlossene Schneedecke auf den Alpengletschern. Doch auf der Gletscherzunge des Rhonegletschers auf 2200 Meter Höhe schaut bereits das blanke Gletschereis hervor und der Gletschersee ist schon wieder aufgetaut. Die Ausaperung des Gletschers ist derzeit in etwa vergleichbar mit der von Ende Mai des vergangenen Jahres.

Auch auf dem Konkordiaplatz beim Grossen Aletschgletscher ist nicht mehr viel Schnee vom letzten Winter übrig. Der Gornergletscher bei Zermatt ist sogar bis auf die Höhe der Monterosa-Hütte auf rund 2800 Metern ausgeapert. Die Folgen: Bäche und Flüsse führen viel Schmelzwasser.

Schon gewusst?

Die Schweizer Gletscher haben im vergangenen Jahr 3 Kubikkilometer Eis verloren. Das sind 6,2 Prozent ihres Volumens. Zum Vergleich: Mit dem daraus entstandenen Schmelzwasser hätte der Walensee einmal komplett gefüllt werden können.

Aufgrund der aktuellen Schneesituation in den Schweizer Alpen droht auch in diesem Sommer eine starke Eisschmelze, wie WetterReporter David Volken im Video berichtet. In Höhenlagen von etwa 2500 Metern schmelzen derzeit 5 bis 10 Zentimeter Schnee pro Tag. Bei wolkenlosem Himmel und hohen Temperaturen kann die Schmelze lokal noch stärker ausfallen.

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Normalerweise liegt Anfang Juni auf dem Rhonegletscher noch eine Schneedecke. Aktuell ist die Gletscherzunge bereits aper und der Gletschersee schon wieder aufgetaut.

Auch in den kommenden Tagen bleibt es in den Alpen mild. Die Nullgradgrenze steigt teilweise gegen 4000 Meter an. Damit wird sich die Schnee- und Gletscherschmelze weiter beschleunigen. Die Ausgangslage für die kommende sommerliche Schmelzsaison ist damit eine denkbar schlechte.

Sommer für Alpengletscher entscheidender als Winter

Schnee bildet eine natürliche Schutzschicht für die Gletscher. Wo Schnee liegt, schmilzt das Eis nicht, denn eine frische, weisse Schneedecke reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent. So kann die Schneedecke den Gletscher bis zu einer Woche vor dem Abschmelzen schützen.

Ist die Schneedecke jedoch sehr dünn, kann sie bereits im Frühsommer wegtauen und das Gletschereis beginnt zu schmelzen. Die Oberfläche eines Gletschers ohne Neuschnee ist viel dunkler als die eines Gletschers mit Neuschnee. Sie kann daher viel Sonnenstrahlung absorbieren und die Schmelze weiter vorantreiben.

An einigen tiefer gelegenen Gletscherzungen in den Schweizer Alpen fehlt bereits jetzt der schützende Schnee. Das Gletschereis ist somit der starken Junisonne bereits voll ausgesetzt.

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Entscheidend für die Massenbilanz eines Gletschers, das heisst ob er an Masse zunimmt oder verliert, ist vor allem die Intensität der Schmelze im Sommer. Schneefälle im Winterhalbjahr können eine gute oder auch schlechte Ausgangssituation schaffen. Sie sind aber im Vergleich zur Sommerschmelze von geringerer Bedeutung.

Auch österreichische Gletscher betroffen

Wie den heimischen Gletschern droht auch den österreichischen Gletschern in diesem Sommer wieder eine starke Schmelze. Die aktuelle Ausgangslage ist dort jedoch regional etwas besser als bei den Schweizer Gletschern. Ergiebige Schneefälle im April und im Mai haben am Goldbergkees und am Kleinfleisskees in den Hohen Tauern in der Nähe des Sonnblick Observatoriums zu einem Gewinn an Masse im Winterhalbjahr geführt.

Sonnblick Observatorium mit KleinfleisskeesDas Kleinfleisskees unterhalb des Sonnblick Observatoriums ist aktuell noch vollständig mit Schnee bedeckt. - © foto-webcam.eu

Der Massenzuwachs an diesen beiden Gletschern entsprach mit 1800 beziehungsweise 1550 Kilogramm pro Quadratmeter in etwa dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Dennoch gibt es auch bei unseren Nachbarn Gletscher, die bereits Anfang Juni stellenweise schon aper sind. Prominentestes Beispiel ist die Pasterze, die ebenfalls in den Hohen Tauern liegt. Auch dort taute der Gletschersee in den vergangenen zwei Wochen vollständig auf.

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