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Seegfrörni vor 60 Jahren - Eiswinter 1962/1963 in der Schweiz

11:52
17. Januar 2023

Seegfrörni vor 60 Jahren
Als Kamele über den Zürichsee spazierten

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Kamele des Zirkus Knie wurden auf dem gefrorenen Zürichsee ausgeführt. - © dpa

Vor 60 Jahren hat die Schweiz einen extrem strengen Winter erlebt. Unter anderem der Bodensee und der Zürichsee sind dabei komplett zugefroren. Interessante und teils ungewöhnliche Bilder zeugen von dem historischen Ereignis.

Der Winter im Jahre 1962/1963 ist eisig kalt gewesen. Insbesondere von Mitte Januar bis Mitte Februar stiegen die Temperaturen im Flachland wochenlang nicht über den Gefrierpunkt.

Die Folge war eine historische Seegfrörni. Mehrere Mittellandseen sind im Laufe des Winters komplett vereist, darunter auch der Bodensee und der Zürichsee. Archivbilder zeigen, wie tausende Menschen auf dem Eis Schlittschuh laufen, spazieren oder mit dem Velo den See überqueren. Das Eis auf dem Bodensee war sogar dick genug, dass kleinere Flugzeuge starten und landen konnten.

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Das war das letzte Mal, dass der Bodensee und der Zürichsee komplett zugefroren waren. Die etwas kleineren Seen wie der Greifensee oder der Murtensee waren seither ab und zu mal ganz vereist. Seit den 90er-Jahren haben die Winter mit vereisten Mittellandseen deutlich abgenommen.

Das braucht es für eine Seegfrörni

Damit so grosse Seen zufrieren, muss es über lange Zeit sehr kalt sein. Um die dafür notwendige Dauer und das Ausmass der Kälte zu erfassen, können sogenannte negative Gradtage aufschlussreich sein. Dabei werden Tagesdurchschnittstemperaturen, wenn diese negativ sind, fortlaufend aufsummiert. Ist es eine Woche lang im Schnitt minus 5 Grad kalt, ergeben sich 35 negative Gradtage.

So gefrieren Seen

Wegen der Dichteanomalie von Wasser – das bezeichnet die Eigenschaft, dass Wasser bei 4 Grad am dichtesten ist – findet in einem sich abkühlenden See fortwährend eine Umwälzung statt. Das zunächst noch wärmere Oberflächenwasser kühlt sich an der kalten Luft ab, wodurch die Dichte zunimmt und das Wasser in grössere Tiefe absinkt. Umgekehrt kommt Wasser aus tieferen Bereichen so an die Oberfläche und kühlt seinerseits ab. So muss zunächst die Wassertemperatur des gesamten Sees auf 4 Grad sinken, bevor das Oberflächenwasser noch weiter abkühlen und schliesslich gefrieren kann. Wenn das der Fall ist, gefriert ein See von Ufer her zur Mitte zu.

An mittelgrossen Seen sind vielfach 100 bis 200 negative Gradtage für eine Seegfrörni nötig. An den grossen Seen sind es schon mal 300 bis über 400. Letzteres entspricht ungefähr einer mittleren Temperatur von minus 3 bis minus 5 Grad über drei Monate.

Mit dem voranschreitenden Klimawandel werden Seegfrörnen an mittleren und grossen Seen immer unwahrscheinlicher, aber nicht unmöglich. Eine blockierende Wetterlage mit fortwährendem Einfliessen kontinentaler Polarluft kann uns auch in Zukunft eisige Winter bescheren.

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