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Gletscherschmelze pulverisiert Rekorde - Schlimmer als Hitzesommer 2003

08:02
2. Oktober 2022

Schlimmer als 2003
Gletscherschmelze pulverisiert Rekorde

GletschermessungDer Blick nach oben entlang der Stange zeigt, wie viel Eis diesen Sommer am Großen Aletschgletscher in der Schweiz geschmolzen ist. - © Matthias Huss

Die Österreichischen Gletscher haben in diesem Sommer enorm viel Eis verloren. In der Schweiz belegen Messungen bereits, dass der bisherige Rekord aus dem Jahr 2003 regelrecht pulverisiert wurde.

Was seit Monaten von Gletscherforschern und Meteorologen befürchtet wurde, ist nun durch vorläufige Messdaten belegt: Die heimischen Gletscher sind im heurigen Sommer extrem stark abgeschmolzen.

Stellenweise vier Mal schnellere Schmelze

Die Pasterze - der größte Gletscher hierzulande - sowie die benachbarten Gletscher rund um das Sonnblickobservatorium verloren ungefähr doppelt so viel Eis wie im Durchschnitt der letzten Jahre. An manchen Stellen der Eisströme hat sich die Schmelzrate sogar vervierfacht.

Noch sind nur für ein paar wenige Gletscher alle Daten ausgewertet. Die Daten sind allerdings für die exakte Nennung der absoluten Verluste notwendig. Das Kleinfleißkees in der Sonnblickregion ist einer dieser Gletscher. Er hat über die gesamte Fläche gemittelt satte 4,2 Meter an Mächtigkeit verloren.

Schweiz: Drei Kubikkilometer Eisverlust

In der Schweiz sind die Messungen und Auswertungen bereits weitestgehend abgeschlossen. Das gesamte Land hat 3 Kubikkilometer Eis verloren. Mit dem daraus entstandenen Schmelzwasser hätte zum Vergleich der Mondsee sechs Mal komplett gefüllt werden können.

In einer anderen Zahl ausgedrückt: Die Schweizer Gletscher haben 6,2 Prozent ihres Volumens eingebüßt. Bislang bezeichneten Glaziologen Verluste von über 2 Prozent als "extrem". Im bisherigen Rekordjahr 2003 wurde ein Minus von 3,8 Prozent bilanziert. Die diesjährige Schmelze sprengte diesen Rahmen deutlich.

Schlechter Winter – noch schlechterer Sommer

Das Jahr hatte für die Gletscher bereits ungünstig begonnen. Im Winterhalbjahr fiel kaum Schnee, in manchen Alpenregionen gab es sogar eine Rekord-Schneearmut. Im Sommer ließen die zahlreichen Hitzewellen mit hohen Temperaturen bis in die Gipfellagen das blanke Eis rasant schmelzen.

Gletscherzungen sind infolge der hohen Schmelzrate zerfallen und es haben sich in vielen Bereichen große Spalten aufgetan. Auch tauchten Felsen inmitten der Eisströme an der Oberfläche auf. Diese Prozesse beschleunigten die Schmelze zusätzlich. Zudem war der viele Saharastaub nicht unbeteiligt.

Wie geht es weiter?

Bereits seit Langem bekannt ist, dass die Eisströme der Alpen im Zuge des Klimawandels schrumpfen und kleinere Gletscher komplett verschwinden. Weniger vorhergesehen war das hohe Tempo, mit dem sich die Gletscher aktuell Jahr für Jahr zurückziehen.

Gletschermodelle zeigen, dass bis zum Jahr 2050 rund 35 bis 40 Prozent des heutigen Eisvolumens verschwinden werden. Betrachtet man die Bilanzen der vergangenen Jahre, scheint dies noch recht optimistisch.

Wie es gegen Ende dieses Jahrhunderts weitergeht, ist maßgeblich abhängig von künftigen Treibhausgasemissionen. Ohne konsequenten Klimaschutz dürften in 80 Jahren nur noch Eisreste in den höchsten Lagen der Alpen übrigbleiben.

Markante Eiszungen, wie die des Aletschgletschers, werden in den kommenden Jahrzehnten aber so oder so verschwinden. Dies unter anderem, weil deren Reaktionszeit teils über 30 Jahre beträgt und die Gletscher deshalb noch "zu lang" für das heutige Klima sind.

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