Alpen: Es droht eine Rekordeischmelze - Grosse Abflussmengen
11:00
21. Juni 2022
Grosse Abflussmengen
Alpen: Rekordeisschmelze droht
Der Findelengletscher bei Zermatt ist bereits blank bis weit über 3000 Meter.
Die Hitzewellen im Mai und Juni haben den Schweizer Gletschern massiv zugesetzt. Die Gletscher liegen zum kalendarischen Sommerbeginn bereits blank bis auf rund 3000 Meter, teilweise noch höher. In den Alpen sieht es aus wie normalerweise Mitte August. Ist der Negativ-Rekord aus dem Jahr 2003 in Gefahr?
Dieses Jahr hat bereits im Mai eine intensive Hitzewelle den Alpenraum erfasst. In der Schweiz wurde der zweitwärmste Mai seit dem Jahr 1864 aufgezeichnet. Die Folge war eine rasante Schneeschmelze. Viele tieferliegende Gletscherzungen wie beispielwiese der Gorner-, Fiescher- oder Aletschgletscher aperten Ende Mai schon bis in Höhenlagen von 2500 Meter aus.
Auch im Juni ging die Schnee- und Gletscherschmelze auf hohem Niveau weiter. Einen vorläufigen Höhepunkt markiert die jüngste Hitzewelle vom letzten Wochenende. Da die Gletscher bereits bis in Höhenlagen von rund 3000 Meter blank sind, schmolz in den vergangenen Tagen viel Eis weg.
Der Grosse Aletschgletscher verliert jedes Jahr 30 bis 50 Meter an Länge.
Am Grossen Aletschgletscher beispielweise, lag der Spitzenabfluss am Montagnachmittag bei 82000 Liter Wasser pro Sekunde. Im Tagesmittel waren es immer noch 66000 Liter pro Sekunde. Dies entspricht einem Abfluss von 5,7 Milliarden Liter Wasser pro Tag. Für jeden Bewohner der Schweiz ergibt dies eine Wassermenge von über 600 Liter. Oder für jeden Erdbewohner immerhin noch eine Wasserflasche mit einem Inhalt von 0,7 Liter jeden Tag.
Wie unser WetterRadar zeigt, gehen die Temperaturen im Flachland und im Tessin in den kommenden Tagen leicht zurück, bleiben aber im sommerlichen Bereich von 26 bis 28 Grad. In den Bergen verharrt die Nullgradgrenze auf hochsommerlichem Niveau zwischen 3800 und 4100 Meter. Für die kommende Woche gibt es erste Anzeichen, dass wiederum ein Schwall heisser Mittelmeerluft den Alpenraum erfasst.
Der Gebirgsbach unterhalb des Oberaletschgletschers führt viel Schmelzwasser mit sich.
Mit diesen Aussichten geht die Gletscherschmelze ungebremst weiter. Zudem sagen viele Klimamodelle einen zu warmen und trockenen Sommer für Mitteleuropa bis Ende August voraus. Somit werden die Schweizer Gletscher diesen Sommer überdurchschnittlich viel Eismasse verlieren. Es besteht sogar das Risiko, dass der Rekord-Schmelzsommer aus dem Jahr 2003 überboten wird. Damals sind drei bis vier Prozent des Gletschervolumens verloren gegangen.
