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Tornados über Wasser - Wasserhose

Wasserhose

Tornados über Wasser

wasserhose an der küste
Inhalt

Wasserhosen sind nichts anderes als Tornados über Gewässern. Die schlauchförmigen Wirbelstürme entstehen aus kräftigen Schauern und Gewittern und reichen bis zur Wasseroberfläche.

Was ist eine Wasserhose?

Eine Wasserhose ist ein räumlich eng begrenzter Wirbelsturm mit einem Durchmesser bis 200 Metern. Wasserhosen sind nichts anderes als Tornados über dem Meer. Dabei wird durch die enormen Windgeschwindigkeiten Wasser aufgewirbelt und teilweise auch hochgesogen. In Wasserhosen werden in extremen Fällen Windgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer pro Stunde gemessen. In der Regel sind Wasserhosen jedoch schwächer als Tornados.

Wie entstehen Wasserhosen?

Wasserhosen entstehen bei Schauern und Gewittern. Sie ragen als trichter- oder schlauchförmige Gebilde aus einer Schauer- oder Gewitterwolke heraus und schlängeln sich dann zur Wasseroberfläche. Die Luftwirbel entstehen dann, wenn besonders kalte Luft in großer Höhe über warme Luft oder warmes Wasser strömt. Wegen der großen Temperaturunterschiede türmen sich mächtige Quellwolken in den Himmel, die sich schließlich zu Schauern und Gewittern ausbauen.

schmeatische Darstellung, wie eine Wasserhose entstehtBei der Entstehung von Wasserhosen sind vor allem zusammenströmende Winde wichtig.

Die vom Wasser angewärmten Luftschichten steigen auf und saugen aus der Umgebung Nachschub an warmen Luftmassen an. Die Luft ist zudem in den unteren Luftschichten feucht genug und liefert weitere Energie. Strömen Winde aus unterschiedlichen Richtungen bodennah zusammen, treiben sie die aufsteigende Luft schneller in die Höhe. Die Luft kondensiert dann und Wolken bilden sich. Die aufsteigende Luft beginnt zu rotieren. Zugleich produzieren die Wolkentürme Luftwirbel im schnellen Aufwärtssog, den Aufwind.

Wasserhose VerwirbelungVorboten einer Wasserhose sind meist typische, sichtbare Verwirbelungen an der Unterseite von Schauer- oder Gewitterwolken. - Bild: Thomas Käsbohrer

In diesem Wirbel kondensiert der Wasserdampf durch den Unterdruck aus. Ein trichterförmiger Wolkenschlauch wird sichtbar. Eine Wasserhose ist entstanden. Sobald sie die Wasserfläche berührt, werden große Mengen Wasser hochgerissen. Der Wirbel der Wasserhose erstreckt sich vom Boden bis zur Wolkenuntergrenze. Der Luftwirbel weist ähnlich wie bei einem Tornado eine senkrechte Drehachse auf. An der Unterseite von Schauer- oder Gewitterwolken kann es dann zu Wasserhosen kommen, welche oftmals auch paarweise oder sogar als Trio über der Wasseroberfläche tanzen.

Schon gewusst?

Wasserhosen können Fische und Frösche aufsaugen, die über Land wieder zu Boden fallen.

Warum dreht sich eine Wasserhose?

Wasserhose Vor der Küste Korsikas schlängelt sich der große Wolkenrüssel hinunter zum Meer und saugt Wasser in Form von Gischt nach oben. - Bild: @MarieVdp via Twitter

Die unterschiedlichen Windrichtungen am Boden und teilweise auch die unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten sorgen dafür, dass die Luft beginnt, horizontal zu verwirbeln und schließlich rotiert. Sobald noch ein Aufwind hinzukommt, wie beispielsweise bei Schauern und Gewittern, kann die horizontal rotierende Luft in die Vertikale gehoben werden. Je stärker nun der Aufwind wird, umso stärker wird diese vertikale Rotation beschleunigt.

Drehsinn bei Wasserhosen

Die Corioliskraft hat keinen unmittelbaren Effekt auf die Drehrichtung der Wasserhosen und Tornados, denn dafür sind die Wirbelstürme zu kleinräumig. Der Drehsinn der Tornados, die bei kleinen Schauern und Gewittern entstehen, zeigt daher keine starke Präferenz für zyklonale Rotation, also auf der Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn. Wasserhosen können sich deshalb manchmal auch mit dem Uhrzeigersinn drehen.

Bei großen Gewitterzellen, die sehr langlebig sind und Gewittertiefs entsprechen, sieht das anders aus: Aufgrund der Corioliskraft rotieren die Gewitter auf der Nordhalbkugel zyklonal, also entgegen dem Uhrzeigersinn. In den meisten Fällen dreht auf der Nordhalbkugel der Wind mit der Höhe nach rechts, wobei die Luft aus südlicher Richtung in diese sogenannte Mesozyklone einströmt. Das führt zur zyklonalen Rotation und gibt die Drehrichtung der Wasserhose vor. Gelegentlich entsteht neben dem zyklonal rotierenden Tornado ein weiterer, im Uhrzeigersinn rotierender Luftwirbel. In solchen Fällen formiert sich schließlich ein weiterer Aufwindbereich.

Wann sind Wasserhosen zu beobachten?

WasserhoseAuch das kommt im Spätsommer vor: Eine Wasserhose wirbelt über dem Bodensee. - Bild: dpa

Wasserhosen sind in Europa vor allem im Spätsommer und Herbst an den Küsten zu beobachten, wenn kalte, hochreichende Luft über das noch warme Meerwasser strömt. Dann können in Einzelfällen mehrere Wasserhosen pro Stunde über dem Meer wirbeln. Oft bilden sich Wasserhosen im zentralen Mittelmeerraum, besonders vom Golf von Genua und der nördlichen Adria. Im August können dann schon Dutzende Wasserhosen gesichtet werden.

Aber auch im Binnenland bilden sich manchmal Wasserhosen über großen Seen, wie beispielsweise dem Ijsselmeer, dem Bodensee oder dem Chiemsee. Wasserhosen treten über dem Bodensee im Schnitt alle ein bis zwei Jahre einmal auf.

Wie lange wirbelt eine Wasserhose?

Wasserhosen haben eine eher kurze Lebensdauer von durchschnittlich wenigen Sekunden bis hin zu über 10 Minuten. Selten existieren sie bis zu 30 Minuten lang. Sie legen meist nur wenige Hunderte Meter zurück.

Sind Wasserhosen gefährlich?

In der Regel sind diese Wirbelstürme harmlos. Nur wenn sie Booten, Seglern und Schiffen zu nahe kommen oder gar auf Land ziehen, werden sie gefährlich. Dabei können Boote kentern. Nicht selten wüten sie an Stränden und reißen Sonnenschirme, Stühle, Tische und Stranddecken in die Luft, wie dieses Video vom 13. Juli 2019 aus Neapel zeigt.

Auch wurden schon gebrochene Fensterscheiben gemeldet, wenn Wasserhosen Wohngebiete erreichen. Das passiert dann, wenn sie auf Land treffen und bei ihrem weiteren Zug kaum an Kraft verlieren. Sie hinterlassen dann lange Schneisen der Zerstörung. So ging am 12. Juni 2012 eine Wasserhose in Venedig an Land und brachte eine über zehn Kilometer lange Schadensspur.

Superzellen mit Wasserhosen

Wasserhose KorsikaEin starkes Gewitter an der korsischen Küste produziert eine starke Wasserhose. Der riesige Wolkenrüssel nähert sich den Wohngebieten in Bastia. - Bild: @code4bugless via Twitter

Vergleichsweise selten treten starke Wasserhosen in Zusammenspiel mit Superzellengewittern auf. Diese können deutlich höhere Windgeschwindigkeiten aufweisen. Hierbei sind Orkanböen möglich. Damit die sogenannten Königinnen der Gewitter entstehen, muss neben dem großen Temperaturunterschied zwischen Wasser und mittleren Luftschichten auch der Wind seine Richtung oder Geschwindigkeit mit der Höhe ändern. Während die feuchtwarme Luft im Inneren der Wolken rasch aufsteigt, sinkt an den Wolkenrändern die durch Verdunstung kältere und damit schwerere Luft ab.

Aufwinde richten den sich beginnenden rotierenden Wolkenturm auf und von unten wird fortwährend feuchte Luft in den Luftwirbel hineintransportiert. Dabei dreht sich die auftsteigende Warmluft durch Seitenwinde umso schneller, je weiter die Entfernung vom Hauptwirbel im Zentrum ist (Stichwort "Pirouetteneffekt").

WasserhoseMeist schon nach wenigen Minuten löst sich eine Wasserhose auf. Der Wolkenschlauch zerfleddert und die Rotation an der Wolkenbasis schwächt sich ab. - Bild: Thomas Käsbohrer

Diese Eigenrotation des Gewitters stößt an der Wolkenunterseite weitere Rotationen an, die sich bis zum Boden fortsetzen. Durch die hohe Windscherung bilden sich starke Wirbel, die in die Aufwindzone der Superzelle gesogen werden und sich zu einem Tornado aufrichten. Da die Reibung über Wasserflächen fehlt, sind solche Arten von Wasserhosen langlebiger. Allerdings entstehen Superzellen nur selten über Wasser.

Mehrere Wasserhosen gleichzeitig

Wasserhosen Niederlanden NordseeGleich drei auf einen Streich: Wasserhosen an der niederländischen Küste. - Bild: @kosswijma via Twitter

Oftmals wirbeln auch mehrere Wasserhosen wie in einer Reihe über dem Wasser. Gleich drei auf einen Streich sind hier an der niederländischen Küste zu beobachten. Die filigranen Wolkenrüssel tanzen über dem Wattenmeer bei Callantsoog nördlich von Amsterdam. Zwei von ihnen schlängeln sich bis zur Wasseroberfläche hinab, der dritte schafft es jedoch nicht ganz runter. Auch hier gehen die Wasserhosen mit einem kräftigen Schauer einher.

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