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Kälteeinbruch im Juni - Schafskälte

Schafskälte

Kälteeinbruch im Juni

Schaf mit Lamm im Schnee.
Inhalt

Die Schafskälte ist ein Zeitraum im Juni, in dem es häufig kalt und feucht wird. Ursache für den Kälteeinbruch ist einfließende Polarluft, der sich meist regenreiches Wetter anschließt. Der Name geht auf die Kälteempfindlichkeit frisch geschorener Schafe zurück.

Was ist Schafskälte?

In manchen Jahren gibt es vor allem im ersten und zweiten Junidrittel einen Kälteeinbruch in Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland und Österreich. Aus Norden strömt nach einer vorangegangenen Wärmeperiode kühle Nordseeluft oder gar Polarluft ein. Die Temperatur sinkt dann sehr stark ab, durchschnittlich fällt sie um fünf bis zehn Grad. Tagsüber zeigt das Thermometer häufig nur Höchstwerte um oder unter 10 Grad an. Oft wird der markante Kälteeinbruch von regnerischem Wetter begleitet.

Woher kommt der Begriff Schafskälte?

schafskälte schaf geschorenIm Juni werden Schafe in der Regel von ihrer Winterwolle befreit.

Der Begriff stammt von den Schäfern. Erste Schafe werden traditionell bereits im Juni geschoren. Da es bis zum 20. Juni zu plötzlichen Kälteeinbrüchen kommen kann, ist dies für frisch geschorene Schafe durchaus bedrohlich. Besonders gefährdet sind Muttertiere und Lämmer. Sie verlieren daher erst später ihre Winterwolle.

Wann ist die Schafskälte?

schafherde auf feld - schafskälte - regenguss zieht aufAuch im Juni kann es besonders in der ersten Monatshälfte zu Kälterückfällen mit viel Regen kommen. Jungschafe und Muttertiere werden daher meist gegen Ende des Monats geschoren.

Der Zeitraum wird im Volksmund oft mit dem St. Barnabas-Tag um den 11. Juni verbunden. Allerdings hält sich der mögliche Kälteeinbruch nicht an einen bestimmten Tag. Die kalte Luft kann früher oder später einfließen und sogar bis zum Sommeranfang andauern.

Schon gewusst?

In den Nächten kann Frost auftreten und in den Gipfellagen der Mittelgebirge kann es sogar schneien.

Bauernregeln zur Schafskälte zum 11. Juni

In alten Bauernkalendern galt der 11. Juni, der Tag des Barnabas, als offizieller Beginn des späten Kälteeinbruchs, der oft auch Regen mit sich brachte. Dieser "Lostag" ist Namens- und Gedenktag des heiligen Barnabas, welcher zum erweiterten Kreis der Jünger Jesu zählt. Das spiegelt sich in vielen Bauernregeln zur Schafskälte wider.

  • Wenn Barnabas bringt Regen, so gibt es auch viel Traubensegen.

  • Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass.

  • Regen an St. Barnabas, währet 40 Tage ohne Unterlass.

  • Barnabas macht, wenn er günstig ist, wieder gut, was verdorben ist.

  • Zu Sankt Barnabas gehört die Sense auf die Wiese.

Wie lange dauert die Schafskälte?

regen juni schafskälteDer Juni kann auch länger nass und kühl verlaufen. Nicht selten regnet es auch länger anhaltend mit teils hohen Niederschlagsmengen. - Bild: Bernd März

Einen festen Termin, wann die Schafskälte endet, gibt es nicht. Die Wahrscheinlichkeit für einen Kälteeinbruch nimmt nach dem kalendarischen Sommeranfang jedoch deutlich ab. In manchen Jahren gibt es Anfang Juni eine regenreiche und kühle Phase, auf die dann wochenlang andauerndes Sommerwetter folgt. In anderen Jahren kommt die Schafskälte erst Mitte Juni und endet nach ein paar Tagen. Im Jahr 2019 gab es überhaupt keine Schafskälte. Daher ist es im Vorfeld schwer zu sagen, wann die Schafskälte genau kommt und wieder endet. Allerdings dauern solche Kälterückfälle im Frühsommer nur wenige Tage an.

Vorbei ist die Schafskälte meist nach dem kalendarischen Sommeranfang. Im weiteren Verlauf des Sommers nimmt die Wahrscheinlichkeit heftiger Kälterückfälle deutlich ab. Nichtsdestotrotz sind jedoch auch im Hochsommer sehr kühle und regenreiche Wetterphasen möglich.

Wie kommt es zur Schafskälte?

wetterlage schafskälte polarluftEine häufige Wetterlage zur Schafskälte: Zwischen einem Hoch über dem Nordostatlantik und einem Tief über Skandinavien fließt Polarluft nach Deutschland.

Drei Wetterlagen können die Schafskälte begünstigen:

  1. Besonders in der ersten Junihälfte fließt häufig unerwartet Kaltluft aus Norden ein. Meist ist dafür Polarluft verantwortlich, die zwischen einem Hoch über dem Nordostatlantik und einem Tief über Skandinavien nach Mitteleuropa gelenkt wird.

  2. Liegt das Hoch weiter westlich, weht kühle Nordseeluft zu uns, die uns viele Wolken und Regen bringt.

  3. Meistens wird die kalte Luft von West bis Nordwest durch ein Tiefdruckgebiet über Europa herbeigeführt, weil sich die Landmasse und die Meere in dieser Zeit unterschiedlich erwärmen. Das Land ist im Juni bereits stark erwärmt, während das Meer noch vergleichsweise kalt ist. Über Europa entsteht deshalb ein Tiefdruckgebiet, während über dem Wasser der Luftdruck höher ist - ähnlich wie bei dem See-Land-Wind. Dabei saugt das Tief über der Landmasse die kühle Meeresluft ein.

schafskälte tief über europaÜber der aufgewärmten Landmasse etabliert sich ein Tief. Es saugt die kühle Meeresluft förmlich ein.

All die oben genannten möglichen Wetterlagen, die die Schafskälte verursachen, haben eines gemeinsam: Vor der Schafskälte bestimmen warme Südwest bis Südwinde das Wetter, mit Eintreffen der Schafskälte dreht der Wind auf Nordwest bis Nord. So ist die Schafskälte vergleichbar mit dem Sommermonsun in Indien und Pakistan und wird daher auch als „europäischer Sommermonsun“ betitelt.

Auch ein Hoch über Skandinavien kann an seiner Südseite noch recht kalte Festlandsluft aus Nordostsibirien zu uns lenken. Dann überwiegt tagsüber sonniges und mildes Wetter, nachts ist es jedoch sehr frisch mit Frostgefahr. Solche Wetterlagen verbindet man jedoch selten mit der Schafskälte.

Wo ist die Schafskälte am stärksten?

schafskälte schnee alpenNördliche bis nordwestliche Luftströmungen führen kalte Luft heran. In den Bergen kann die Schneefallgrenze bis in mittlere Lagen sinken. In den Alpen kann es dann sogar kurz vor dem kalendarischen Sommeranfang noch schneien.

Der Kälteeinbruch beschränkt sich hauptsächlich auf Mitteleuropa. Von der Schafskälte am stärksten betroffen sind insbesondere Deutschland und Österreich. Während Flachlandregionen allerdings weniger von ihr spüren, macht sich ihr Kälteeinbruch vor allem in den Alpenregionen und Hochlagen deutlich bemerkbar. Auch der Spätwinter kann noch einmal zuschlagen. Eine große Menge an Neuschnee, teils bis zu einem halben Meter, ist bei der Schafskälte im Juni deshalb keine Seltenheit.

Gibt es die Schafskälte wirklich?

schafskaelte unwetter gewitterKräftige Regen- und Gewittergüsse leiten die Schafskälte ein. Wenn kalte Luft aus Norden auf Sommerluft in Deutschland trifft, dann wird es explosiv. - Bild: Uwe Radtke

Kälterückfälle im Juni sind nicht selten. Dies gilt besonders für die Alpenregionen und Hochlagen der Mittelgebirge. Aber mit der Schafskälte ist nicht jedes Jahr zu rechnen. In vielen Jahren fällt sie auch aus.

In neuerer Zeit war die Schafskälte besonders im Jahr 2010 pünktlich. Der erste Kältevorstoß kam Anfang Juni, gefolgt von Sommerwärme mit Hitzetagen (8. bis 11. Juni). Einen zweiten Kälteeinbruch gab es am 20. Juni mit Neuschnee in den Gipfellagen. Im Jahr 2018 erfolgte ein Kaltlufteinbruch dagegen erst am 21. Juni. 2019 blieb die Schafskälte komplett aus. Auch im Jahr 2020 kam die Schafskälte, wenn auch schwächer ausgeprägt.

Kalenderreform und Bauernregeln

astrologischer Kalender Der astrologische Kalender samt Gedenk- und Heiligentagen aus dem Jahr 1373 wurde sauber von den Kirchen geführt. - Bild: Wurmprecht, Rein (Steiermark), Stiftsbibliothek, Cod. 204

Die meisten Bauernregeln sind schon alt und stammen aus dem Mittelalter, manche sind sogar über 1500 Jahre alt. Dabei handelt es sich um mündlich tradierte Sprüche in der Form leicht einprägsamer Verse, die vor der allgemeinen Schreibfähigkeit entstanden sind. Ein Großteil der Bauernregeln entstand in der Zeit vor der gregorianischen Kalenderreform von 1582. In dieser Reform wurden zehn Tage gestrichen, um den Kalender besser an den tatsächlichen Sonnenlauf anzupassen. Dies führte dazu, dass sämtliche Namenstage, darunter auch die Kalenderheiligen, zehn Tage nach vorne verschoben wurden. Dies gilt zum Beispiel für die Eisheiligen.

Einige sogenannte Lostage wurden um zehn Tage nach vorne verlegt, andere jedoch nicht. Wie es bei den Heiligengedenktagen wie den St. Barnabas-Tag und den mit ihnen verbundenen Wetterregeln aussieht, ist noch nicht ganz klar. Auf den 11. Juni fiel die astronomische Sonnenwende zur Zeit der gregorianischen Kalenderreform. Im Jahr 1582 folgte auf den 4. Oktober unmittelbar der 15. Oktober, sodass die Tag-und-Nachtgleiche im Frühling seitdem wieder dem 21. März entsprach. Würde man die Bauernregel in Bezug auf die Kalenderreform anpassen, dann wäre der St. Barnabas-Tag nicht der 11., sondern der 21. Juni.

schafsherde schafskälteOb die Bauernregeln zur Schafskälte stimmen oder nicht, ist den Nutztieren letztlich egal. Wenn sie jedoch geschoren worden sind, dann kann für sie Kälte und Regen im Juni bedrohlich werden.
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