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Wenn Schneemassen ins Tal donnern - Lawine

Lawine

Wenn Schneemassen ins Tal donnern

Staublawine donnert ins Tal
Inhalt

Was ist eine Lawine?

Lawinen bestehen aus Schnee. Wenn sich große Mengen am Hang eines Berges ansammeln, können sich die Schneemassen lösen und der Schwerkraft folgend nach unten rutschen. Sie reißen dann alles mit sich, was sich ihnen in den Weg stellt.

Der Begriff stammt vom lateinischen Wort labina für "Erdrutsch"; diesem zugrunde liegt das lateinische Verb labi für "gleiten, rutschen". Lawinen kommen in allen verschneiten Bergregionen der Erde vor.

Schon gewusst?

Ein Schneebrett ist eine Art von Schneelawine.

Wie entstehen Lawinen?

Schild mit Hinweis LawinengefahrWenn Lawinengefahr besteht, sollte man die gefährdeten Gebiete nicht betreten. Sonst löst man unfreiwillig ein Schneebrett aus. - Bild: dpa

Nur bei 10 Prozent aller Lawinen sind natürliche Auslöser die Ursache für einen Lawinenabgang. Dass sich Schneelawinen lösen, hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab:

  • Neuschneemenge

  • Hangneigung

  • Aufbau der Schneedecke

Schnee ist manchmal fester, manchmal lockerer. Auf einigen Böden oder manchem Untergrund bleibt er nicht so gut haften wie auf anderen. Längeres Gras bedingt ein Rutschen der Schneedecke auf steilen Hängen. Waldflächen halten dagegen den Schnee in der Regel fest.

Sobald ein Schneeteilchen in Bewegung gerät, reißt es in Kettenreaktion andere mit. Je steiler der Hang ist, desto größer ist die Gefahr, dass eine Schneedecke zu gleiten beginnt. Insbesondere frisch gefallener Schnee auf einer Altschneedecke droht in der Regel abzurutschen, weil sich dieser nicht so schnell mit dem alten Schnee verbindet. Dies geschieht vor allem dann, wenn innerhalb kurzer Zeit sehr viel Neuschnee zusammenkommt.

Große Risse in der SchneedeckeRisse in der Schneedecke deuten darauf hin, dass diese instabil wird und zu rutschen beginnt.

Oft ist der Neuschnee nur locker auf der Oberfläche angelagert, sodass die Schneemassen plötzlich abzurutschen drohen. Der Wind kann an bestimmten Stellen den Schnee verwehen und ihn auftürmen. Er verfrachtet ihn in Windschattenhänge, Rinnen oder Mulden. Auf steilem Gelände sind diese Schneeverwehungen instabil, sodass sich rasch eine Lawine lösen kann.

Die Bahn einer Lawine

Die Laufbahn einer Lawine wird auch als Lawinenzug bezeichnet. Unabhängig von der Art der Lawine gibt es drei Gebiete:

  • Das Anrissgebiet: Hier löst sich die Lawine.

  • Die Sturzbahn: Hier gleiten die Schneemassen Richtung Tal.

  • Das Auslaufgebiet: Hier kommt die Lawine zum Stillstand.

Das Anrissgebiet einer Lawine befindet sich meistens in steilen Hängen mit einer Neigung von 30° bis 50°. Von hier aus geht die Lawine los. Sobald die Hangneigung abnimmt (unter 20°) wird die Lawine abgebremst. Manchmal erreichen die Lawinen auch den gegenüberliegenden Hang.

An relativ flachen Hängen können sich keine Lawinen entwickeln. An Felswänden bilden sich selten Lawinen, da hier meist nicht genug Schnee liegen bleibt.

Welche Arten von Lawinen gibt es?

 Staublawine rast vom Hang ins TalEs gibt mehrere Arten von Schneelawinen. Eine davon ist die Staublawine.

Es werden mehrere Lawinenarten unterschieden. Hierbei sind die Feuchtigkeit und das Material der Lawine sowie die Form des Anrisses, die Lage der Gleitfläche und die Form der Bewegung maßgeblich.

Lawinen können aus trockenem oder nassem Schnee entstehen und sowohl vom Untergrund als auch von den unterschiedlichen Schichten innerhalb einer Schneedecke abgleiten. Welche Lawinenart sich entwickelt, hängt insbesondere von der Schnee- und Geländebeschaffenheit sowie vom Wetter ab.

Diese Lawinenarten gibt es:

  • Schneebrettlawine

  • Lockerschneelawine

  • Staublawine

  • Gleitschneelawine

  • Nassschneelawine

  1. Schneebrettlawinen sind an ihrem linienförmigen Anriss und der flächigen Sturzbahn zu erkennen. Zuvor haben sich im Hang Spannungen aufgebaut, die die Schneedecke abstützen. Wenn das Gleichgewicht zusammenbricht, zum Beispiel durch Skifahrer oder Wanderer, pflanzt sich der Bruch zu allen Seiten fort. Nasser Neuschnee oder Altschnee bricht dann in einer großen Tafel ab, die beim Abgleiten in einzelne Schollen zerfällt.

    Schollenbildung in einer abrutschenden Schneedecke am BerghangHier erkennt man die Schollenbildung in einer abrutschenden Schneedecke. Im Nu entwickelt sich daraus eine Schneebrettlawine.

    Die einzelnen Schollen gleiten blitzschnell auf einer glatten Schneeschicht ab. Um die Lawine auszulösen, muss der Hang mindestens 30° steil sein. Schneebrettlawinen sind sehr gefährlich, unberechenbar und sehr schnell. Typisch für die Bildung einer Schneebrettlawine ist Triebschnee, darunter versteht man vom Wind verlagerten Schnee.

  2. Lockerschneelawinen haben einen punktförmigen Anriss. Die abgleitenden Schneemassen werden jedoch immer breiter und schneller, sobald sie weiter nach unten abrutschen. Sie reißen hierbei immer mehr Schnee mit. Dabei entsteht ein birnenförmiger Lawinenkegel.

    Lockerschneelawine mit punktförmigem Anriss und kegelförmiger Sturzbahn.Markante Kennzeichen von Lockerschneelawinen sind ein punktförmiger Anriss und eine kegelförmige Sturzbahn.

    Voraussetzung für eine solche Lawine ist lockerer Neuschnee, der sich von der meist vereisten Altschneedecke ablöst. Vor allem bei nassem Schnee kann die Lawine in anhaltend steilem Gelände beachtliche Größen erreichen, weil sie immer mehr Schnee mit sich reißt. Außerdem ist eine Geländeneigung von mindestens 35° erforderlich.

  3. Staublawinen entstehen meistens aus Schneebrettlawinen, sie sind Lockerschneelawinen, die immer punktförmig beginnen. Auch Eisstürze können solche Lawinen auslösen. An Felsabbrüchen beginnt eine Lawine besonders schnell an Fahrt aufzunehmen. Sofern die Fallhöhe groß genug ist und große Schneemengen vorhanden sind, wird der Schnee aufgewirbelt und zu Pulver zerstäubt.

    Staublawine in den Alpen donnert ins TalEine Staublawine ist zunächst klein und wächst auf ihrem Weg ins Tal mächtig an.

    Es kommt in der Folge zu immer mehr Turbulenzen, die noch mehr Schnee aus der Umgebung der Lawine in einem Sog in die aufgewirbelte Schneewolke hineinziehen. In einer Kettenreaktion wird die Lawine immer größer und schneller. Die Schneewolke wächst zu einer riesigen Staubwolke aus. Durch den raschen Abgang einer Staublawine wird die Luft vor ihr komprimiert. Dadurch entstehen sogenannte Verdichtungswellen.

  4. Gleitschneelawinen haben ähnlich wie bei der Schneebrettlawine einen linienförmigen Anriss. Allerdings rutscht die gesamte Schneedecke ab und nicht nur ein einzelnes Schneebrett. Dies setzt jedoch einen glatten Untergrund voraus.

    Nach einen Abgang einer Gleitschneelawine brauner Berghang in der SonneBei einer Gleitschneelawine gleitet die gesamte Schneedecke auf glattem Untergrund (zum Beispiel Grashänge oder glatte Felsenzonen) ab. - Bild: dpa

    Gleitschneelawinen gehen spontan ab. Dies geschieht dann, wenn der Schnee direkt am Boden feucht wird und damit die Reibung abnimmt. Die Auslöser sind in der Regel natürlich. Nicht selten lässt eine Gleitschneelawine an der Abrutschstelle einen komplett schneelosen Hang zurück.

  5. Bei Nassschneelawinen herrschen in der Regel Plusgrade und es fällt ergiebiger Regen. Sie können als Schneebrett oder als Lockerschneelawine anbrechen und sehr großflächig abrutschen.

    Ober Schneedecke gleitet abDurch Wärmeeinstrahlung tauen die oberen Schneeschichten auf und gleiten ab.

    In der Schneedecke sammelt sich Wasser, das die Bindungen an den Schichtgrenzen deutlich schwächt. Die verschiedenen Schichten haben dadurch eine unterschiedliche Bindekraft, was die Schneeauflage instabil macht.

Schon gewusst?

Neben Schneelawinen gibt es auch Gerölllawinen und Schlammlawinen, die jedoch durch starke Regenfälle ausgelöst werden.

Wie schnell sind Lawinen?

Staublawinen rasen mit 200 bis 300 Kilometern pro Stunde wie ein unter Höchstgeschwindigkeit fahrender ICE ins Tal. Sie sind die schnellsten Lawinen und bestehen aus trockenem Pulverschnee.

Lawinen können einen Sturm auslösen. Die folgenden Aufnahmen zeigen, wie am Kapuche Lake in Nepal eine Lawine in Richtung Tal donnert. Dabei ist der Schnee nicht die eigentliche Gefahr. Die vorauslaufende Druckwelle hat viel mehr Kraft.

@ Kiran Shrestha

Zu den schwersten Lawinen gehören die manchmal tausende Tonnen schweren Nassschneelawinen. In der Regel bewegen sich diese langsam. Die Aufnahmen vom November 2019 zeigen, wie nasse Schneemassen sich durch den Ort Martell in Südtirol wälzen.

Welche Lawinenart ist am gefährlichsten?

In jedem Jahr sind Dutzende Lawinen festzustellen, dabei verunglücken zahlreiche Wintersportler. Besonders abseits der Pisten, also außerhalb des gesicherten Skiraums, müssen sich Menschen auf plötzliche Lawinen einstellen.

Schneebrettlawinen sind die gefährlichsten Lawinen und fordern über 90 Prozent der Lawinenopfer. Meistens wird diese Lawinenart durch Belastungen von Menschen oder Tieren ausgelöst, also auch durch Skifahrer. Die Lawine erfasst ihren Auslöser und begräbt ihn vollständig. Im folgenden Video ist zu sehen, wie ein Skifahrer ein kleines Schneebrett verursacht:

So schnell kann ein Schneebrett ausgelöst werden.

Bei Lockerschneelawinen wird die Person, die die Lawine auslöst, nicht mitgerissen, weil diese direkt unter ihr abzugehen beginnt. Allerdings sind Menschen, die sich weiter hangabwärts befinden, stark gefährdet. Lockerschneelawinen sind für rund 10 Prozent aller Lawinenopfer verantwortlich.

Nach einem Lawinenabgang ist eine Straßen blockiert.Nach einem Lawinenabgang ist hier eine Straße blockiert.

Die Staublawinen kommen auch in den Alpen eher selten vor. Sie entstehen meist bei großer bis erheblicher Lawinengefahr. Sie erreichen extreme Windgeschwindigkeiten, sodass die "Schneewolke" Skifahrer schnell einhüllen kann. Menschen können an dem aufgewirbelten Schneestaub ersticken, weil die feinen Schneekristalle die Lungen quasi aufpieksen und damit schädigen.

Gleitschneelawinen stellen für Wintersportler außerhalb der Pisten keine große Bedrohung dar. Allerdings können sie Verkehrswege blockieren. Gleitschneelawinen sind deshalb gefährlich, weil sich die gesamte Schneedecke lösen kann. Aus diesem Grund ist sie auch auf kurzen Strecken sehr schnell und baut einen großen Druck aus. Wenn es im Herbst nicht kalt genug ist, fällt der frische Schnee noch auf verhältnismäßig warmen Boden. Weil Schnee isoliert, bleibt der Boden warm und bietet eine perfekte Rutschfläche.

Eine Gleitschneelawine hinterlässt an der Abrutschstelle einen komplett schneelosen Hang.Eine Gleitschneelawine hinterlässt an der Abrutschstelle einen komplett schneelosen Hang. - Bild: dpa

Auch im Frühjahr können Gleitschneelawinen sehr große Ausmaße annehmen. Sie fließen in der Regel zwar langsamer, aufgrund ihrer hohen Dichte können sie aber alles mitreißen oder plattwalzen, was sich ihnen in den Weg stellt.

Ein erstes Anzeichen für einen Bruch der Spannung stellen sogenannte "Fischmäuler" dar. Darunter versteht man halbkreisförmige Löcher in der Schneedecke, die bis zum Grund reichen. Diesen Bereich um und vor allem den unterhalb davon sollte man meiden.

Eine Nassschneelawine erreicht den Fluss im Tal.Eine Nassschneelawine erreicht den Fluss im Tal.

Nassschneelawinen reißen häufig spontan los und lösen sich vor allem bei Regen oder nach einer tageszeitlichen Erwärmung. Sie entstehen vor allem im Frühling. Sie können entweder von einem Skifahrer direkt oder von anderen Wintersportlern, die ebenfalls im Lawinenhang unterwegs sind, ausgelöst werden. Doch auch große Felsbrocken, die auf einen Hang treffen, können die Schneedecke ins Rutschen bringen. Die Aufnahmen zeigen eine typische Nassschneelawine:

Lawinen treten manchmal auch in mehreren Arten gleichzeitig auf. Im folgenden Video ist zu sehen, wie eine gewaltige Lawine in Südtirol mehrere Bäume und einen Schuppen mit sich reißt. Zuvor haben sich eine Lockerschnee- und Staublawine gelöst, die dann wieder eine Nassschneelawine verursachten.

Skifahrer sind die häufigste Ursache

Skifahrerlawinen sind für über 95 Prozent der Lawinenunfälle abseits der Pisten verantwortlich. Sie werden durch den Wintersportler selbst ausgelöst und offiziell als Schneebrett bezeichnet.

Skifahrer an tiefverschneiten Hang in den BergenOftmals lösen Skifahrer oder Wanderer Schneelawinen aus. - Bild: dpa

Dabei gleitet frisch gefallener Schnee wie auf einer Rutsche auf älteren Schneeschichten ab. Der Anriss erfolgt linienhaft quer zum Hang und tückischerweise oft oberhalb des Skifahrers. Deshalb wird er von den Schneemassen blitzschnell erfasst. Selbst kleine Schneebrettlawinen sind sehr gefährlich: Die typische Skifahrerlawine ist rund 50 bis 70 Meter breit und 200 Meter lang.

Besonders kritisch sind die ersten Schönwettertage nach einer Schneefallperiode. Wer dann sorglos und ohne Kenntnis zur aktuellen Lawinensituation dem Reiz des frischen Pulverschnees erliegt und in die unberührten Tiefschneehänge fährt, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere Menschen im Hang.

Warum sind Schneelawinen lebensgefährlich?

Einsatzkräfte suchen bei einer Lawinenübung nach Überlebenden.Einsatzkräfte suchen bei einer Lawinenübung nach Überlebenden. - Bild: dpa

Aus sicherer Distanz sind Lawinenabgänge ein Naturschauspiel. Wer jedoch selbst betroffen ist, schwebt in absoluter Lebensgefahr. Ein Verschütteter hat nur in den ersten 15 Minuten gute Überlebenschancen. Das liegt daran, dass er keine frische Luft bekommt.

Außerdem kühlt der Schnee den Körper immer weiter aus. Innerhalb einer halben Stunde sind die meisten Opfer tot. In den Alpen beispielsweise sterben jedes Jahr etwa 100 Menschen durch Lawinen.

Auch wenn ein Mensch den Absturz überlebt, kommt er unter viel Schnee zum Liegen. Dieser Schnee ist so plattgedrückt, dass man ihn nicht mehr selbst mit den Händen wegschaufeln kann. Weil der Körper schwerer ist als Schnee, versinkt der Verschüttete weiter.

Richtiges Verhalten bei einer Schneelawine

lawinengefahr hinweisschildDie Skipisten sollte man bei hoher Lawinengefahr nicht verlassen. - Bild: dpa

Lawinen bedeuten Lebensgefahr. Die richtige Reaktion entscheidet über Leben und Tod. Generell gilt, auf der markierten Piste zu bleiben. Denn die offenen Pisten sind ausgewiesen und im Vorfeld auf mögliche Lawinengefahren untersucht worden. Die Gemeinden und Liftbetreiber sperren die Skipisten, sobald auf einem Hang Lawinengefahr besteht.

Wichtig!

Im Vorfeld sollten sich Skitourenfahrer und Wanderer immer über die aktuelle Lawinengefahr und Schneesituation informieren.

Was sind die Lawinenwarnstufen?

Die Lawinenwarnstufen gehören zu den Grundkenntnissen für alle, die auch abseits der Pisten unterwegs sein wollen. Vor allem für Tourenskifahrer sind sie wichtig, denn je nach Lawinenwarnstufe können sich Lawinen selbst in Gebieten mit wenig Steigung lösen. Es gibt die sogenannte "Europäische Gefahrenskala", die 5 Warnstufen beinhaltet.

5 Lawinenwarnstufen mit Erklärung In den Alpen gibt es fünf Lawinengefahrenstufen.

Die Behörden schätzen die Lawinengefahr von Wetter- und Schneeverhältnissen in die Stufen von 1 bis 5 ein.

Schon gewusst?

Lawinenwarnung besteht immer, weil es keine Stufe 0 gibt.

Doch Skitourenfahrer sollten sich nicht komplett auf die Gefahrenstufen verlassen, denn sie umfassen eine gesamte Region und kennzeichnen nicht einen speziellen Hang. Deshalb kann das Risiko je nach Hang stark abweichen. Außerdem sollten Skifahrer bedenken, dass sich die Lawinengefahr im Tagesverlauf ändern kann.

Als häufigste Lawinenwarnstufe gilt die Stufe 3, doch viele Wintersportler unterschätzen sie. Bei dieser Stufe kommt es zu den meisten Lawinenunfällen. Daher ist es ratsam, schon im Vorfeld regelmäßig Lawinenkurse zu besuchen.

Lawinenkurs - Mann in Skiausrüstung erklärt 2 anderen SchneeaufbauIn sogenannten Lawinenkursen wird das richtige Risikomanagement sowie viel über den Schneeabbau und wie Lawinen entstehen vermittelt. - Bild: dpa

Diese Regeln sind zu beachten

Viel Sonnenschein und ein blauer Himmel sorgen oft für eine trügerische Sicherheit, denn in den Bergen lauert eine Gefahr. Vorangegangene intensive Schneefälle und ein starker Wind gelten als "Baumeister" von Lawinen. Skitourenfahrer sollten die Gefahr im freien Gelände erkennen können.

Mit dem Hubschrauber des Österreichischen Bundesheers wurde Mitte Februar 2022 von der Axamer Lizum ein Erkundungsflug zur Beurteilung der Lawinensituation durchgeführt. Der Lawinenexperte Rudi Mair appelliert an alle Wintersportler, im freien Gelände grundsätzlich aufzupassen:

Selbst bei Lawinenwarnstufe 1 sind folgende Regeln vor einer Tour und im freien Gelände zu beachten:

  • Nur in der Gruppe: Niemals allein unterwegs sein.

  • Vorbereitung: Gelände genau studieren, Lawinenwarn- und Wetterbericht lesen.

  • Materialcheck: Material vor jeder Tour auf seine Funktionstüchtigkeit testen.

  • Notfallausrüstung: Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Lawinenschaufel und eine Lawinensonde mitnehmen. Ratsam ist auch ein Lawinenrucksack mit einem Lawinenairbag.

  • Alarmzeichen im Gelände: Auf Risse, Vibrationen und Geräusche der Schneedecke achten.

  • Risikofaktoren erkennen: Temperaturanstiege, Neuschnee, Wind und steile Hänge begünstigen Lawinen. Im Zweifelsfall sollte dann lieber umgeplant werden.

  • Auf gefährdeten Hängen: Abstand zu anderen Snowboardern und Skifahrern halten.

in Lawinenrucksack mit Airbag-System ist eine Sicherheitsausrüstung - Mann auf Schnee liegendEin Lawinenrucksack mit Airbag-System ist eine Sicherheitsausrüstung für Skifahrer, Snowboarder oder Skitourengeher. Ein solcher Lawinenrucksack soll verhindern, dass der Bergsportler von den Schneemassen einer Lawine verschüttet wird. - Bild: dpa

Von einer Lawine begraben

Wer von einer Lawine erfasst wird, sollte zumindest Folgendes versuchen:

  • Seitlich aus der Lawine herausfahren.

  • Ski und Stöcke loswerden, um das eigene Gewicht zu reduzieren und die Verletzungsgefahr zu senken.

  • Den Airbag des Lawinenrucksacks auslösen.

  • Mit Schwimmbewegungen an der Schneeoberfläche bleiben.

  • Wer verschüttet wird, sollte, bevor die Schneemassen zum Stehen kommen, die Arme vor die Brust und die Hände vor das Gesicht halten, um sich so eine Atemhöhle zu schaffen.

  • Falls Sie eine andere Person in der Lawine sehen: Deren Position so genau wie möglich im Auge behalten.

  • Vorsicht: Es können sich weitere kleinere Lawinen lösen.

So können Hunde Leben retten

Lawinenhunde sind oft die Retter in letzter Sekunde. Trotz moderner Technik ist die Rettung mit Lawinenhunden eine der schnellsten Methoden, um Verschüttete zu finden. Denn ein Hund riecht bis zu 50 Mal besser als wir Menschen. Im Interview mit dem Präsidenten des Walliser Rettungshundeführer Verbandes, Silvan Lorenz, erfahren Sie mehr.

Was passiert nach einem Unfall?

Nachdem eine Person von den Schneemassen befreit worden ist, sind erst einmal lebensrettende Sofortmaßnahmen unabdingbar. Das Lawinenopfer sollte vor weiterer Auskühlung geschützt werden. In einer Lawine kühlt der Körper um etwa drei Grad und außerhalb um etwa sechs Grad pro Stunde ab. Zusätzliche Bekleidung und eine Notfall-Wärmedecken oder Rettungsdecke regulieren die Körpertemperatur.

Unterkühlte Personen sollen jedoch nicht aktiv bewegt werden, da sich kaltes Blut am Körperrand mit dem wärmeren Kernblut vermischen würde. Unter Umständen kann das zum sogenannten "Bergungstod" (Herz-Kreislauf-Stillstand) führen.

Ist die Person ohne innere Verletzungen und bei Bewusstsein, dann wärmen heiße Getränke von innen, doch Alkohol ist zu vermeiden.

Wichtig ist es, das Lawinenopfer rasch in die nächstgelegene Hütte, ins Tal oder ins Krankenhaus zu transportieren.

Bergretter per Helikopter

Bergretter können mit dem Helikopter in wenigen Minuten vor Ort sein. Die Schweizer Air Zermatt gilt als die beste Bergwacht der Welt. Vorausgesetzt das Wetter passt, fliegen sie in Spitzenzeiten rund um das Matterhorn bis zu 25 Rettungseinsätze pro Tag und riskieren dabei selbst ihr Leben. Im Video erfahren Sie mehr dazu:

Welche Lawinenschutzmaßnahmen gibt es?

Stützverbauungen halten den Schnee am Berghang fest.Sogenannte Stützverbauungen oder auch Stützwerke sind bis zu vier Meter hoch und halten den Schnee am Hang fest. - Bild: dpa

In den Anrissgebieten - also dort, wo eine Lawine beginnt, können sogenannte Stützverbauungen aus Stahl oder auch Schneenetze verhindern, dass sich Lawinen lösen. Diese Lawinenverbauungen können die Schneedecke stabilisieren oder dafür sorgen, dass sich der Schnee nicht ungünstig ablagert. 

In besonders gefährdeten Gebieten werden Lawinenschutzmauern am Talboden errichtet. Dabei handelt es sich um mehrere Meter hohe Dämme, die ein Vordringen der Lawinen verhindern können. An einem Steindamm muss jahrzehntelang nur selten etwas getan werden.

Lawinenschutzmauer im Talbereich auf einer Alm in GaltürLawinenschutzmauern oder Dämme im Talbereich bieten einen guten Schutz vor Schneelawinen, wenn sie ins Tal donnern. - Bild: dpa

Ein simpler Schutz vor der tödlichen Gefahr ist es, den typischen Lawinenbahnen auszuweichen. So ist nach Auskunft des Bundesamts für Umwelt in der Schweiz die Lawinengefahr für 98 Prozent des Landes in einer Karte erfasst. In roten Bereichen darf kategorisch kein neues Gebäude geplant werden.

Künstliche Lawinensicherungen sind jedoch oft sehr kostspielig und kein schöner Anblick in der Natur. Temporäre Lösungen sind das gezielte Sprengen von Lawinen. Um eine Lawine kontrolliert auszulösen, gibt es mehrere Methoden: Am häufigsten setzt man automatisierte Sprengvorrichtungen, die entweder am Boden oder in rund 10 Meter Höhe aufgestellt werden und per Knopfdruck und Funk gezündet werden können. Zuvor müssen die Pisten und Straßen evakuiert und komplett gesichert werden.

Das Video zeigt eine Lawinensprengung am Nufenpass an der Grenze der Schweizer Kantone Wallis und Tessin:

Wenn instabile Schneedecken an Stellen entstehen, die zuvor nicht mit Sprengsätzen ausgestattet wurden, werfen Sprengtrupps Sprengsätze aus dem Helikopter heraus. Dies funktioniert jedoch nur bei ruhigem Wetter mit guter Sicht.

Seltener werden Experten auf Skiern oder Skimaschinen in die gefährlichen Gebiete geschickt. Sie positionieren die Sprengsätze. Allerdings ist das sehr gefährlich. Auch sogenannte Sprengseilbahnen, an denen ohne den Eingriff von Menschen Sprengsätze in die labilen Schneeschichten eingezogen werden, sind nur noch selten das Mittel der Wahl.

Wie viel Kraft eine Schneelawine freisetzen kann, zeigen diese Aufnahmen aus den Schweizer Alpen im Januar 2019:

Wie werden Lawinen erforscht?

Von der kleinsten Schneeflocke bis hin zur Lawine: Dieses komplexe Thema wird am Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos untersucht. Unser WetterReporter war vor Ort, um mehr über die faszinierende und gleichzeitig gefährliche Arbeit herauszufinden.

Katastrophale Lawinenunglücke

Galtür nach dem Lawinenabgang: Im mittleren Bereich ist der verschüttete Teil des Ortes zu erkennenGaltür nach dem Lawinenabgang: Im mittleren Bereich ist der verschüttete Teil des Ortes zu erkennen. Nachfolgende Schneefälle haben die Spur der Lawine verwischt. Das Bild ist aus der Richtung fotografiert, aus der die Lawine ins Tal stürzte. - Bild: Bundesheer Österreich

Jedes Jahr gehen in den Alpen und auch in den anderen schneebedeckten Bergregionen der Erde Lawinen ab. Katastrophale Ausmaße nehmen sie statistisch gesehen einmal in 50 bis 100 Jahren an, abhängig von der Region.

So gab es im Winter 1998/1999 im nördlichen Alpenraum Rekordschneefälle. Massive Lawinenabgänge waren die Folge. Eine der tödlichsten und zerstörerischsten traf die Gemeinde Galtür in Tirol. Mehr dazu erfahren Sie hier: Die tödliche Lawine von Galtür

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