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Cherrapunji und Mawsynram - Am nassesten Ort der Erde

Am nassesten Ort der Erde

Cherrapunji und Mawsynram

Verena und Daniel mit Naira und Marisa vor der Wetterstation in Mawsynram in Indien.
Inhalt

Die erste Etappe unserer Wetterweltreise führt uns zu den nassesten Orten der Erde. Cherrapunji (indisch Sohra) und Mawsynram im Nordosten Indiens streiten sich um den Titel. Sie liegen eingebettet in einer wundervollen Landschaft mit Wasserfällen und berühmten aus Baumwurzeln geformten Brücken. Die Orte selbst sehen allerdings alles andere als nass aus.

Die Landschaft der „Khasi Hills“

Eine abenteuerliche Reise mit dem Mietwagen durch den indischen Verkehr führt uns von Guwahati aus südwärts in den Bundesstaat Meghalaya im Nordosten Indiens. Der Name bedeutet „Wohnstätte der Wolken“ und das passt hier meistens, wenn auch nicht immer.

Die erste Station der Wetterweltreise führt uns nach Cherrapunji in den Nordosten Indiens. Die erste Station der Wetterweltreise führt uns nach Cherrapunji in den Nordosten Indiens.

Cherrapunji und Mawsynram liegen in den „East Khasi Hills“. Das ist eine Berglandschaft zwischen 1000 und knapp 2000 Meter Höhe. Nach Süden hin fällt sie in Steilhängen mehr als 1000 Meter zur Tiefebene Bangladeschs hinab. Die Hänge sind hier von reichhaltiger Vegetation geprägt. Auf den Hochebenen, wo sich auch Cherrapunji und Mawsynram befinden, dominiert nach massiver Abholzung eine Steppenlandschaft. Gerade jetzt in der Trockenzeit sieht es eher wie eine Wüste aus, mitunter gibt es sogar Wasserknappheit.

Auf der Hochebene gleicht die Landschaft einer Steppe. Auf der Hochebene gleicht die Landschaft einer Steppe.

Die Region ist eine Urlaubsregion, bei Europäern aber anscheinend kaum bekannt. In den zwei Wochen Aufenthalt hier haben wir nur Inder und Bengalis getroffen. Selbst in der Trockenzeit sieht man Wasserfälle die Steilhänge hinabstürzen. Es bieten sich herrliche Ausblicke nach Bangladesch, sofern der Dunst nicht zu stark ist.

Der Ausblick von der Hochebene, im Hintergrund ist im Dunst Bangladesch zu sehen. Der Ausblick von der Hochebene, im Hintergrund ist im Dunst Bangladesch zu sehen.

Die Regenrekorde von Cherrapunji und Mawsynram

In Cherrapunji wurde mit 26470 Litern pro Quadratmeter der bisher höchste 12-monatige Niederschlag registriert. Das benachbarte Mawsynram hält mit 12440 Litern pro Quadratmeter den aktuellen Rekord für den höchsten durchschnittlichen Jahresniederschlag.

Rekord [l/m²]OrtZeitraum
Höchste durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge 12.440Mawsynram/Indien 1971-2000
Höchste Niederschlagsmenge in 12 Monaten 26.470 Cherrapunji/Indien Juli 1860-1861
Höchste Niederschlagsmenge in 48 Stunden 2.493 Cherrapunji/Indien 15.-16.06.1995
Höchste Niederschlagsmenge in 24 Stunden1.825Foc-Foc/La Réunion07.-08.01.1966

Dabei fallen 90 Prozent des Niederschlags nur in sechs Monaten. Zum Vergleich: Bei uns regnet es meist 500-1000 Liter pro Jahr.

Niederschlag CherrapunjiDie Niederschlagsverteilung vom nassesten Ort der Erde: In Cherrapunji fallen etwa 90 Prozent des Niederschlags in nur sechs Monaten. Die Daten beruhen auf einer 100-jährigen Zeitreihe von 1901 bis 2000. - Bild: India Meteorological Department

Die Wetterstation in Cherrapunji

Schon von weitem ist in Cherrapunji die Kuppel des „Indian Meteorological Department“ zu erkennen. Beim „Fußball“ auf dem Gebäude, wie ihn unsere Kinder nicht ganz zu Unrecht bezeichneten, handelt es sich um ein Regenradar.

Die Radarkuppel des „Indian Meteorological Department“ ist schon von Weitem zu sehen. Die Radarkuppel des „Indian Meteorological Department“ ist schon von Weitem zu sehen.

Erwartet werden wir von zwei Meteorologen, Mr. Kumar und Mr. Pariong. Sie führen uns gleich ins Büro, das an der Wand mit Bildern von den Wetterdaten der Station verziert ist.

Die jährlichen Regensummen für Cherrapunji seit 1971 in Zentimetern.Die jährlichen Regensummen für Cherrapunji seit 1971 in Zentimetern.

Die jährlichen Regensummen seit 1971 zeigen die üblichen Schwankungen, heraussticht das Jahr 1974 mit 22763 Liter auf den Quadratmeter. Im den Vergangenen Jahren waren es immer 10000 bis 15000 Liter Jahressumme.

Wir mit den indischen Kollegen an der Wetterstation in Cherrapunji. Der grüne Behälter im Bild ist der Regenmesser. Wir mit den indischen Kollegen an der Wetterstation in Cherrapunji. Der grüne Behälter im Bild ist der Regenmesser.

Die Regenmesser befinden sich am Rande des Geländes. Es gibt eine automatisierte Regenwippe und einen Regenmesser, der täglich geleert wird. Diese händische Messung zählt.

Die Wetterstation in Mawsynram

Der Regenmesser in Mawsynram. Betrieben wird er von der regionalen Regierung. Der Regenmesser in Mawsynram. Betrieben wird er von der regionalen Regierung.

Im Vergleich zu Cherrapunji sieht die Wetterstation in Mawsynram recht bescheiden aus. Ein kleines umzäuntes Gelände mit dem Regenmesser ist zu sehen. In der Nähe steht ein Regierungsgebäude, gleich zwei Männer sind hier für die Messungen verantwortlich. So wie es scheint haben sie auch sonst keine andere Aufgabe als einmal täglich den Regenmesser zu leeren. Sie halten handschriftlich die Messungen in einem Buch fest.

Interessant ist der Ort Mawsynram. Während Cherrapunji mit etwa 12000 Einwohnern noch relativ groß ist, gibt es in Mawsynram etwa 1000 Einwohner. Der Ort liegt Luftlinie nur etwa zehn Kilometer von Cherrapunji entfernt, doch der Weg dorthin dauert mehrere Stunden. Die Straßen sind sehr schlecht und man muss einen riesigen Umweg fahren.

Der Ortskern von Mawsynram am frühen Morgen. Der Ortskern von Mawsynram am frühen Morgen.

Der Ort befindet sich an einem Grat. Selbst in der Trockenzeit stauen sich dort beeindruckend die Wolken. Bei den Menschen im Bundesstaat Meghalaya wird als nassester Ort immer Mawsynram und nicht Cherrapunji genannt.

Wolken steigen bei Mawsynram an einem Hang auf. Wolken steigen bei Mawsynram an einem Hang auf.

Warum regnet es hier so viel?

Ursache ist der Monsun, Südwestwinde treiben hier die feuchte Luft vom Golf von Bengalen hunderte Kilometer über die Tiefebene Bangladeschs nach Norden. An den „Khasi Hills“ ist Schluss. Der Luft bleibt hier nichts anderes übrig als aufzusteigen, dabei kühlt sie ab und es regnet.

Die Wurzelbrücken bei Cherrapunji

Die bekanntesten Wahrzeichen der Region sind nicht die Regenrekorde, sondern die Lebenden Brücken. So werden Brücken bezeichnet, die aus den Wurzeln des Gummibaumes gebildet werden und teils mehr als 100 Jahre alt sind. Ganzer Stolz der Region ist die „Dopple Decker Bridge“, eine doppelstöckige Wurzelbrücke. Viel schöner und ruhiger finden wir die abgelegenere „Single Bridge“. Diese thront recht einsam in der Geräuschkulisse eines tropischen Waldes.

Die einsam gelegene "Single Bridge". Die einsam gelegene "Single Bridge".

Der Weg dorthin ist ein Erlebnis. Er führt über 2500 Stufen hinunter in ein Tal. Bananenstauden, Ananasbäume und eine reichhaltige Flora und Fauna säumen den Weg. Unsere Kinder sind vor allem von den handgroßen Spinnen beeindruckt.

Überall am Rand gibt es Verkaufsstände, die Menschen leben direkt nebenan. Es muss ein immenser Aufwand sein, hier Baumaterial und alles für den täglichen Bedarf hinzuschleppen. Besonders schön finden wir einen kleinen Wasserfall im Tal.

Ein Wasserfall in der Nähe der Wurzelbrücken. Ein Wasserfall in der Nähe der Wurzelbrücken.

Wir können die Region nur jedem Indien-Tourist empfehlen. Die Landschaft ist beeindruckend, die Menschen sind freundlich. Wie wahrscheinlich überall in Indien gibt es hier ein ziemliches Müllproblem. Selbst in scheinbar abgelegenen Regionen stapelt sich der Müll am Wegesrand.

Fotostrecke: Die nassesten Orte der Erde

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Cherrapunji (indisch Sohra) und Mawsynram sind die nassesten Orte der Erde. Auf ihrer Wetterweltreise entdeckt Verena Leyendecker mit ihrer Familie die abgelegenen Orte im Nordosten Indiens.

Andere nasse Orte

Weltweit gibt es noch andere sehr nasse Orte. Hier eine Auflistung der von uns recherchierten zehn nassesten Ort der Erde (angegeben ist jeweils der durchschnittliche Jahresniederschlag in Liter pro Quadratmeter):

  1. 12440 Mawsynram/Indien 1971-2000

  2. 11740 Cherrapunji/Indien 1971-2000

  3. 11560 Tutunendo/Kolumbien 1981-2010

  4. 11431 Cropp at Waterfall/Neuseeland 1982-2010

  5. 11160 Debundscha/Kamerun 1960-1980

  6. 10199 Big Bog/Hawaii 1992-2019

  7. 10004 Mt. Waialeale/Hawaii 1950-2019

  8. 9293 Kukui/Hawaii 1928-2019

  9. 8990 Quibdo/Kolumbien 29 Jahre

  10. 8121 Bellenden Ker/Australien 1973-2019

Als nächstes führt uns unsere Wetterweltreise in den Süden Indiens, wo wir an Weihnachten eine Sonnenfinsternis erleben wollen. Wenn ihr Anregungen oder konstruktive Kritik habt, dann schreibt an info@wetterweltreise.de. Wir freuen uns!

Mehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hierMehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hier.
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