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Klimawandel

Donnerstag, 12.11.2020

Was wäre, wenn?

Klimawandel im Wetter belegbar

Die Klimaerwärmung ist allgegenwärtig. Doch bisher konnte diese nicht auf einzelne Wetterereignisse bezogen werden. Dies ist mithilfe der Attributionsforschung aber mittlerweile möglich. Die Ergebnisse sind dabei häufig eindeutig.

Laut einer Attributionsstudie ist bereits alle 10 Jahre mit einer vergleichbaren Hitzewelle wie 2018 zu rechnen.

Mit Hilfe von Attributionsstudien lässt sich ausmachen, ob und inwieweit der vom Menschen verursachte Klimawandel für Wetterextreme verantwortlich ist. Forschende berechnen dabei zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Wetterereignisses der heutigen Zeit mit Blick auf den Klimawandel und vergleichen dies mit Berechnungen des gleichen Wetterereignisses ohne den Einfluss des Klimawandels. Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, ob ein einzelnes Wetterereignis mit dem Klimawandel wahrscheinlicher geworden ist, oder eben nicht.

Im Video erklärt Björn Goldhausen, was es mit Attributionsstudien auf sich hat.

Die abstrakten Forschungsergebnisse lassen sich meist in recht einfachen Zahlen ausdrücken. Beispiel Hitzewelle 2018 in Deutschland und Europa: Laut einer Attributionsstudie kommt es in Deutschland ohne den Klimawandel nur alle 50 bis 100 Jahre zu einer solchen Hitzewelle. Heute, also in der Zeit, in der der Klimawandel voranschreitet, ist allerdings schon alle 10 Jahre mit einer vergleichbaren Hitzewelle zu rechnen.

Noch eindeutiger ist dieses Forschungsergebnis für Frankreich und die Niederlande: Dort steht ein errechneter Rhythmus von 1000 Jahren ohne Klimawandel einem von 50 bis 150 Jahren mit Klimawandel gegenüber. Ohne Klimawandel wäre die Hitzewelle zwischen 1,5 und drei Grad weniger heiss ausgefallen.

In Sibirien zeigte das Thermometer im Juni 2020 zeitweise Werte von über 35 Grad an.

Noch extremer werden die Folgen des Klimawandels sichtbar, wenn wir uns die Wärme in Sibirien im ersten Halbjahr 2020 vor Augen führen. Von Januar bis Juni war es um durchschnittlich fünf Grad wärmer als im Mittel der vergangenen 30 Jahre. Im Juni zeigte das Thermometer dort sogar Spitzenwerte bis zu 38 Grad an.

Die Forschenden der World Weather Attribution (WWA) liefern ein eindeutiges Ergebnis: Ohne den Klimawandel ist ein solches Wetterextrem nahezu unmöglich. Den Berechnungen nach könnte dieses dann nur alle 80.000 Jahre auftreten. In der heutigen Zeit gibt es eine solche Wärmeperiode etwa alle 130 Jahre. Somit ist das Ereignis jetzt rund 600-mal wahrscheinlicher.

Hurrikan FLORENCE war laut Studien um 80 Kilometer grösser als er es ohne die Erwärmung gewesen wäre.

Auch für die USA belegen Studien wie zu Hurrikan FLORENCE im Jahr 20018 die Zunahme von Extremwetterereignissen. Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse wie Hurrikan FLORENCE in North Carolina deutlich. Zum Ersten war die Regenmenge um mehr als 50 Prozent höher als ohne den Klimawandel. Zum Zweiten verlor der Sturm langsamer an Kraft, da es wärmer war und mehr Feuchtigkeit zur Verfügung stand. Zum Dritten war der Sturm um 80 Kilometer grösser als er es ohne die Erwärmung gewesen wäre.

Dürren in Ostarfika lösen nicht selten humanitäre Katastrophen aus.

Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele, wenn auch nur wenige: Besonders Ostafrika wird immer wieder von Dürren heimgesucht. Forschende nahmen dies zum Anlass, zu untersuchen, ob die ausbleibenden Regenfälle mit dem Klimawandel wahrscheinlicher werden. Das Ergebnis war jedoch anders, als von vielen erwartet: Eine zunehmende Klimaerwärmung hat in Ostafrika nur wenig Einfluss auf die Zunahme von Dürren. Vielmehr lösen andere Faktoren humanitäre Katastrophen aus.

Generell ist die Frage zum Klimawandel also nicht, ob es ähnliche Wetterextreme schon früher einmal gab. Vielmehr lautet die Frage, ob diese heute wahrscheinlicher geworden sind. Neben den Zahlen aus der Gegenwart und der Vergangenheit sind allerdings auch die Hochrechnungen für die Zukunft elementar. Eine weitere Erwärmung macht in vielen Fällen aus bisherigen Jahrtausendereignissen so schnell ein neues Normal. Und das neue Extrem sieht dann ganz anderes aus.

(Ein Bericht von Björn Goldhausen aus der WetterOnline-Redaktion mit Daten von worldweatherattribution.org)

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