Klimawandel
Durchbruch oder Luftnummer?
Historisches Klima-Abkommen
Der Klimagipfel in Paris ist mit einer historischen Einigung zu Ende gegangen. 196 Staaten einigten sich auf ein verbindliches Klimaabkommen. Doch bei aller berechtigten Freude: Die Arbeit fängt jetzt erst an.
"Historisch", "ein Durchbruch" oder sogar ein "Wunder": Nach zähen Verhandlungen vereinbarten 196 Staaten beim Klimagipfel von Paris erstmals einen verbindlichen Klimaschutzvertrag. Dieser sieht vor, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu beschränken und strebt sogar eine Begrenzung auf 1,5 Grad an. Das Abkommen wurde von Regierungen und Umweltschützern weltweit begrüsst und gefeiert. Ob das "Wunder von Paris" auch die erhoffte Wende bringen wird, muss sich aber noch zeigen.
Der Vertrag sieht vor, die CO2-Emissionen ab 2050 auf null zu senken. Dieses Ziel bedeutet nichts anderes als eine komplette, radikale Umstellung der menschlichen Lebensweise. Weltwirtschaft, Energieversorgung, Verkehr und Haushalte sollen innerhalb der nächsten 35 Jahre vollständig auf regenerative Energien umgestellt werden. Allerdings ist diese Zielsetzung sehr schwammig formuliert und lässt viele Spielräume zu. Wie gut diese Vorgabe in den kommenden Jahrzehnten umgesetzt wird, steht daher in den Sternen.
Diese Mammutaufgabe verlangt vor allem von den Industrienationen in den kommenden Jahrzehnten enorme wirtschaftliche und finanzielle Anstrengungen. Sie müssen nicht nur jährlich Milliarden in einen Klimafonds einzahlen um Schwellenländer zu finanzieren, sondern auch eine Vorreiterrolle übernehmen. Theoretisch könnten Europa und die USA diese Vorgaben durchaus stemmen, Know-how und auch das Geld wäre vorhanden. Es sind jedoch schmerzhafte Einschnitte nötig, die gewaltige politische Sprengkraft haben können.
Wie belastbar der sicherlich historische Klimavertrag wirklich ist, wird sich daher erst in ein paar Jahren zeigen, wenn erste harte Schritte nötig sein werden. In dieser Hinsicht ist das Abkommen (leider) butterweich: Jedes Land darf innerhalb von drei Jahren ohne Angaben von Gründen aus den Vertrag austreten, ohne negative Folgen befürchten zu müssen. Bei 196 Staaten und unzähligen politischen Konflikten weltweit ist daher viel Optimismus nötig, um an eine reibungslose Umsetzung des Klimaschutzabkommens zu glauben.
Dennoch ist der ausgehandelte Klimaschutzvertrag alternativlos und die einzige Hoffnung, die globale Erwärmung zumindest auf ein noch halbwegs erträgliches Mass einzudämmen. So oder so werden die Folgen in Form von Hitzewellen, Dürren, Fluten oder Stürmen immer stärker spürbar werden. Die Polkappen und Gletscher werden weiter schmelzen, der Meeresspiegel weiter ansteigen. Südsee-Atolle werden versinken und flache Küstenabschnitte immer öfter überflutet werden. Die Welt muss jetzt handeln, da sonst ganze Gebiete unbewohnbar werden könnten.