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Klimawandel

Sonntag, 10.10.2010

Neues vom arktischen Meereis

Ungewöhnlich rascher Eiszuwachs

In hohen nördlichen Breiten wächst das Meereis derzeit ungewöhnlich rasch an. So konnte die eisbedeckte Fläche in drei Wochen um etwa 1,4 Millionen Quadratkilometer (Quelle: IARC-JAXA) zunehmen. Am Ende der Schmelzsaison hatte sie bei 4,81 Millionen Quadratkilometer gelegen, dies war der drittniedrigste je ermittelte Stand. Am 9. Oktober wurden dann aus Satellitendaten bereits wieder 6,27 Millionen Quadratkilometer ermittelt, dies übersteigt die Fläche der Jahre 2007, 2008 und 2009. Über die Ursache des raschen Eiszuwachses wird gerätselt.

Meereis in arktischen Gewässern

Bildquelle: WetterOnline

Ungewöhnlich niedrige Lufttemperaturen waren eher nicht ausschlaggebend. Stärker kommen windschwache Verhältnisse in Frage. Wenn wenig Wellengang herrscht, können arktischen Meere rasch zufrieren, sofern die Wassertemperaturen bereits in einen dafür geeigneten Bereich liegen. Dies war ab dem letzten Septemberdrittel ganz offensichtlich der Fall. Im Umkehrschluss hatten wahrscheinlich primär starke Winde daran mitgewirkt, dass es gegen Ende der Schmelzsaison Anfang September noch einmal zu einem unerwartet starken Eisrückgang gekommen war.

Die Ausdehnung des Meereises seit 2002

Bildquelle: IARC-JAXA Information System - Die rote Kurve zeigt den Verlauf des arktischen Meereises im Jahre 2010. Auffällig ist ihr rascher Anstieg nach dem Ende der Schmelzsaison am 18. September.

Mit Spannung wird erwartet, wie sich das Meereis im kommenden Winter weiter entwickelt. Sein Maximum ist normalerweise erst im März erreicht. Nach dem historischen Tiefststand 2007 hatte es Spekulationen gegeben, das Eis werde in naher Zukunft im Sommer völlig abschmelzen. Falls das Nordpolargebiet dann tatsächlich eisfrei wäre, würde dies einen vereinfachten Abbau der dortigen Öl- und Gasvorkommen ermöglichen. In dem Zusammenhang schwelen bereits latente Rechtsstreitigkeiten zwischen den Anrainerstaaten.

Leichter Rückgang der Wassertemperatur in arktischen Gewässern

Bildquelle: The National Snow and Ice Data Center - Nach Extremwerten im Jahre 2007 (rote und braune Farbtöne) sind die Wassertemperaturen seither in den meisten Regionen der arktischen Gewässer wieder zurückgegangen.

Der beobachtete Rückgang des arktischen Meereises etwa zwischen 1990 und 2007 wird allgemein mit der globalen Klimaerwärmung in Verbindung gebracht. Nach dem Jahr 2007 hat er sich jedoch nicht mehr so eindeutig ungebremst fortgesetzt. Die Eisbedeckung im April diese Jahres wurde von einigen Experten sogar schon wieder als "durchaus gesund" angesehen. Auf der Südhalbkugel der Erde kann von einem Rückgang des Meereises ohnehin nicht die Rede sein. Dort hatte es in den vergangenen Jahrzehnten einen stetigen Aufwärtstrend gegeben.

Die Eisbedeckung beider Polargebiete der Erde steht in einer sehr komplexen Wechselwirkung mit klimatischen und ozeanograpischen Faktoren unseres Planeten. Hier gibt es noch zahlreiche offene Fragen. Konkrete Prognosen über die zukünftige Entwicklung des Meereises erscheinen daher fast unmöglich.

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