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Klimawandel

Montag, 19.07.2010

Global neue Hitzerekorde?

Warmes erstes Halbjahr 2010

US-Wissenschaftler vermelden für das erste Halbjahr 2010 globale Rekordtemperaturen. Nach Angaben des NOAA National Climatic Data Center soll es das weltweit wärmste seit Beginn der Messungen vor 130 Jahren gewesen sein. Demzufolge lag die weltweite Durchschnittstemperatur von Januar bis Juni bei 14,2 Grad Celsius und damit um 0,7 Grad höher als im langjährigen Mittel des 20. Jahrhunderts. Hierbei handelt es sich um eine kombinierte Betrachtung der Land- und Wasserflächen des Planeten.

Meere tragen entscheidend zur globalen Mitteltemperatur bei

Bildquelle: WetterOnline - Warmes Wetter im Wattenmeer.

Werden diese getrennt betrachtet, ergeben sich keine neuen Rekorde, denn auf den Landmassen war es im ersten Halbjahr 2007 wärmer als in diesem Jahr, für die Wasserflächen steht weiterhin 1998 als wärmstes erstes Halbjahr zu Buche. Der grosse Temperaturüberschuss des ersten Halbjahres 2010 resultiert massgeblich aus den Monaten Mai und Juni. Der Juni war nach den Angaben der US-Klimaforscher weltweit der wärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen.

16,2 Grad wurden im Juni global als Land-See-Mittel gemessen (langjähriges Juni-Mittel des 20. Jahrhunderts: 15,5 Grad). Besonders warm war der Monat in grossen Teilen der USA, in Nordafrika, im Westen Asiens und in Peru. Kühler als normalerweise fiel er dagegen in Skandinavien, Spanien, in Teilen Chinas und im Nordwesten der USA aus. Die Ozeanflächen des Planeten sollen im Mittel 0,5 Grad wärmer gewesen sein als nach den langjährigen Durchschnittswerten, dies wäre der vierthöchste Wert seit Aufzeichnungsbeginn.

Weltweite Temperaturabweichungen im ersten Halbjahr 2010

Bildquelle: NOAA National Climatic Data Center - Weltweit überwogen teils grosse positive Temperaturabweichungen (rötliche Farben). Ihnen stehen nur kleinere Gebiete mit Temperaturdefiziten (blaue Punkte) etwa in Europa und im Südpolarmeer gegenüber.

Grossbritannien hatte das trockenste erste Halbjahr seit 1929. Von Januar bis Juni fielen dort 362,5 anstelle von 511,7 Millimeter Regen (Langfristmittel). Betrachtet man die Grosswetterlagen, so ist dies nicht weiter verwunderlich. Statt eines Islandtiefs und Westwinden hatten Hochs über dem Atlantik das Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa dominiert. Auch der kalte Winter 2009/2010 in Deutschland steht in einem direkten Zusammenhang mit dieser ungewöhnlichen Luftdruckverteilung. Hier war der Mai der kühlste seit 1991 gewesen.

Dennoch brach er global betrachtet aus Sicht der NOAA zahlreiche Hitzerekorde. Ob für das gesamte Jahr 2010 ein Temperaturrekord bevorsteht, können die US-Klimaforscher nicht vorhersagen. Schon kurz nach der Veröffentlichung der beschriebenen Daten wurden Zweifel an der erhobenen Einschätzung geäussert. Darin wird betont, dass besonders Satellitendaten noch immer mit Vorsicht betrachtet werden müssen und dass ein zehntelgrad-genauer Vergleich zu Jahren vor dem Satellitenzeitalter schwer möglich ist.

Hintergrund: Um vom Messwert eines Satelliten, der in der Regel Strahlungen erfasst, zu einer konkreten Temperaturangabe zu gelangen, sind zahlreiche Annahmen auf Basis physikalischer Gesetze erforderlich. Unter anderem aus diesem Grund hatten Erdsatelliten noch bis in die 80'er Jahre hinein die in sie gesteckten hohen Erwartungen nur bedingt erfüllen können. Trotz erheblicher Verfahrensfortschritte bestehen einige Restschwierigkeiten bei der Interpretation von Satellitendaten bis heute.

Vor dem Satellitenzeitalter hat es ohnehin nur spärliche Messwerte zu Ozananoberflächentemperaturen und zu den Temperaturen in der Arktis und der Antarktis gegeben. Dies erschwert eine Vergleichbarkeit zwischen neu erhobenen und Jahrzehnte alten Daten. Hinzu kommt, dass das Klima unserer Erde nicht erst seit diesen jüngsten 130 vom Menschen erfassten Jahren, sondern bereits seit etwa einer Milliarde Jahre schwankt.

Das Erdklima im Wandel der Zeiten

Bildquelle: Wikipedia In den letzten 3,8 Milliarden Jahren war es fast immer wärmer als heute. Erst seit einer Milliarde Jahre gibt es einen steten Wechsel von Warm- und Eiszeiten. Aktuell befinden wir uns inmitten einer solchen Eiszeit und der Wechsel zur nächsten Warmphase ist in erdgeschichtlichem Massstab nur eine Frage der Zeit.

Dieses Wissen verdanken wir etwa Eisbohrkernen oder der Analyse von Sedimentschichten ebenso wie auch die Erkenntnis, dass wir uns erdgeschichtlich gesehen gegenwärtig noch inmitten einer Eiszeit befinden. Davor war es Jahrmillionen lang so viel wärmer als heute, dass sogar die Polargebiete beider Halbkugeln komplett eisfrei waren.

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