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Astroinfos - Berichte für Fans der Astronomie

Freitag, 01.05.2009

Astro-Infos Mai 2009

Geheimnis des "Russenden Sterns"

Im Wonnemonat Mai kann es bei einer Schönwetterperiode bereits zu recht sommerlichen Temperaturen kommen, wobei sich in den lauen - aber bereits recht kurzen - Mainächten recht gut die Sterne beobachten lassen. In der langen Dämmerung bietet es sich an, zuerst hellere Objekte zu beobachten, dies sind nach dem Mond - der in der ersten und der letzten Maiwoche am Abendhimmel zu sehen ist - zumeist die hellen Planeten.

Der Sternenhimmel im Mai - Blick nach Süden

Karte: Winfried Kräling - Klick in die Karte öffnet die Darstellung in eigenem Fenster.

Allmählich entfernt sich die Erde von dem Planeten Saturn, doch ist der Mai noch bestens geeignet, den Planeten und seine Ringe in einem Teleskop in den Abendstunden zu beobachten. Jupiter, der Riese unter den Planeten, ist noch ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Neben Venus, ist im Mai Jupiter mit seinem Glanz das dominierende Gestirn am Morgenhimmel.

Wer einmal den lichtschwachen Planeten Neptun in einem Fernglas sehen möchte, sollte die Zeit um den 25. Mai nutzen, zu diesem Zeitpunkt zieht Jupiter in weniger als einem (scheinbaren) Monddurchmesser am diesem fernen Planeten des Sonnensystems vorbei, und kann als Wegweiser genutzt werden. Noch heller als Jupiter ist Venus, die im Mai als strahlender Morgenstern über dem östlichen Horizont bereits vor der Morgendämmerung gesehen werden kann. Ein reizvoller Anblick ergibt sich am 21. Mai, wenn sich die schmale Mondsichel zur Venus gesellt.

Fernrohranblick der Planeten Saturn, Jupiter und Venus

Grafik: Winfried Kräling - Computersimulation des Anblicks der Planeten zur Monatsmitte. Klick in die Grafik öffnet ein Fenster mit grösserer Darstellung.

Wenn es dunkler geworden ist, lassen sich auch die hellsten Sterne zu Figuren, den Sternbildern, formen. Die Sternkarte zeigt u.a. markante Sternbilder wie den Grossen Wagen, den Bootes - der wie eine überdimensionale Eistüte am Himmel wirkt - und zwischen diesem und dem etwas unscheinbareren Herkules ein kleines aber auffälliges Sternbild: die Krone.

Wenn ein erfahrener Himmelsbeobachter sein Fernglas in die Gegend des Sternbildes Krone richtet, bleibt sein Blick häufig an dem Stern R CrB haften. R CrB ist normalerweise so hell, dass er von dunklen Beobachtungsorten aus mit blossem Auge gesehen werden kann. Seit dem Sommer 2007 ist dieser rätselhafte Stern in kleineren Amateurinstrumenten jedoch unsichtbar, wie ein Foto des Autors von Ende April dieses Jahres belegt, auf dem der sonst auffällige Stern nicht an der markierten Position zu erkennen ist.

Das Sternbild "nördliche Krone" am Nachthimmel

Bild: Winfried Kräling - Die sieben zu einer Krone geformten Sterne sind leicht zu erkennen. Der Name Gemma, des hellsten dieser Sterne, bedeutet auf Deutsch soviel wie "Edelstein". Da es am Südhimmel auch eine südlich Krone (Corona Australis =CrA) gibt, heisst das Sternbild korrekt übrigens "nördliche Krone" (lat. Corona Borealis =CrB).

Bereits im Jahre 1795 entdeckt Edward Pigott die Veränderlichkeit von R CrB und damit ist dieser Stern einer der am längsten bekannten Veränderlichen Sternen. Wie bereits erwähnt, ist der Stern normalerweise so hell, dass er mit dem blossen Auge gesehen werden kann, doch in unregelmässigen Abständen wird er für Monate so schwach, dass er nur noch in grösseren Teleskopen sichtbar ist. Zurzeit ist R CrB 1500- mal lichtschwächer als in Zeiten seines "normalen" Glanzes.

Nicht nur der Zeitpunkt, wann R CrB "unsichtbar" wird, sondern auch die Dauer und Tiefe dieser Helligkeitsminima sind unterschiedlich, in der Regel verbirgt sich dieser Stern dann für mehrere Wochen oder Monate. Ein so langes Minimum wie zur Zeit von mehr als 20 Monaten wurde bei R CrB bisher nur Mitte der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beobachtet, wo sich R CrB für etwa 4 Jahre dem blossen Auge entzog. Die Ursache für die Helligkeitsschwankungen dieses interessanten Sternes ist auch heute noch nicht restlos geklärt.

Wissenschaftler halten es aber für wahrscheinlich, dass sie von Russwolken hervorgerufen werden, die R CrB ausstösst und die das Licht des Sternes absorbieren. Erst wenn sich die Russwolken auflösen oder durch Sternenwinde ins All geblasen werden, wird R CrB wieder mit einem Fernglas oder dem blossen Auge zu sehen sein. Wann das sein wird ist noch ungewiss. Neben R CrB sind etwa weitere 50 Sterne bekannt - die man unter dem Begriff R CrB-Sterne oder "russende Sterne" zusammenfasst, eine wirklich seltene Gruppe unter Millionen bekannten Sternen.

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