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Klimawandel

Donnerstag, 16.02.2017

Meereis auf Rekordminimum

Tauwetter rund um den Südpol

Im antarktischen Ozean hat es nie seit Aufzeichnungsbeginn so wenig Meereis gegeben wie aktuell. Forscher befürchten, dass der Klimawandel nun auch die Südpolarregion erreicht hat und sehen warme Meeresströmungen als möglichen Grund.

Normalerweise sind viele Küsten der Antarktis auch im Südsommer von einem breiten Gürtel aus Meereis umgeben. Warme Wasserströmungen könnten das Eis jedoch immer schneller abschmelzen lassen. Bild: dpa

Klimaforscher schlagen Alarm: Nach ihrer Ansicht hat der Klimawandel nun auch die Antarktis erreicht. Jahrelang galt der antarktische Meereisgürtel als vom Klimawandel noch nicht beeinflusst. Während die saisonalen Eisverluste in der Arktis immer dramatischere Ausmasse erreichten, nahm die Eisbedeckung rund um die Antarktis zuletzt sogar noch zu und erreichte erst vor zwei Jahren ihre grösste Ausdehnung seit Aufzeichnungsbeginn. Damals war die zu mindestens 15 Prozent mit Eis bedeckte Meeresfläche noch fast doppelt so gross wie in diesem Februar.

Die Verteilung des Meereises um die Antarktis Anfang Februar 2017 und dessen mittlere Ausdehnung von 1981 bis 2010 zur gleichen Zeit (orangene Linien). Bild: NSIDC (National Snow and Ice Data Center)

Die Forscher befürchten schon lange, dass vom Klimawandel erwärmtes Meerwasser von unten an dem schwimmenden Eisgürtel nagt. Dieser schleichende Prozess sei bisher jedoch ohne sichtbare Folgen geblieben, das Eis lediglich dünner und brüchiger geworden. Doch in diesem Jahr kamen offenbar lokale Wetterschwankungen wie starke Winde hinzu, die mehr Eis als sonst auseinander und hinaus aufs offene Meer getrieben haben. Dadurch hat sich die noch vor zwei Jahren zu beobachtende Rekordeisbedeckung in kürzester Zeit in ihr glattes Gegenteil verkehrt.

Die Ausdehnung von Meeresregionen rund um die Antarktis in Quadratkilometern, die zu mindestens 15 Prozent mit Eis bedeckt sind: Während erst 2015 ein eindrucksvolles Eismaximum beobachtet wurde (orangene Kurve), weist die Eisbedeckung jetzt einen extremen Minusrekord auf (blaue Kurve). Bild: NSIDC

Neben der enorm geringen Eisausdehnung bereiten den Forschern auch immer mehr Risse und Brüche im Schelfeis Sorgen: Schelfeis besteht aus einstigem Inlandeis, das in gewaltigen Strömen langsam aufs Meer fliesst. Beschleunigt sich der Verlust von Schelfeis durch abbrechende Eisberge, nimmt das Tempo zu, mit der Inlandeis nachströmt und die Eisschmelze beschleunigt sich weiter: Ein Teufelskreis! So droht aktuell ein solcher Abbruch am Larsen-C-Schelfeis. Im Brunt-Eisschelf musste wegen Rissen im Eis sogar eine Forschungsstation verlegt werden.

Erst kürzlich musste die britische Antarktis-Forschungsstation Halley-VI um 20 Kilometer auf sicheres Eis verlegt werden, nachdem das Schelfeis an der Station instabil geworden war. Risse im Eis bargen die Gefahr eines Abbruchs. Bild: dpa

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