Klimawandel
Nordhalbkugel: Ein Eiswinter
Kältewellen in Asien und den USA
Der bisherige Winter 2009/2010 sorgt auch ausserhalb Deutschlands für Schlagzeilen. Bereits jetzt deutet sich an, dass er in weiten Teilen der Nordhemisphäre ungewöhnlich kalt ausfallen wird. Bei einer derartigen Beurteilung spielen einzelne Wetterereignisse, wie etwa Schneerekorde in China oder Frostnächte in Florida keine Rolle. Regional begrenzt bringt praktisch jeder Winter ungewöhnlich kalte Wetterabschnitte in wechselnden Regionen der Erde hervor.
Winterliche Landschaft
In diesem Winter hat sich jedoch eine nordhemisphärische Grosswetterlage eingestellt, die es mit sich bringt, dass es praktisch zeitgleich in weiten Teilen von Asien, Europa und Nordamerika immer wieder zu Kältewellen kommt. Die grossräumige Zirkulation bewirkt, dass, auf die gesamte Nordhalbkugel betrachtet, Regionen mit überdurchschnittlichen Temperaturen in der Minderheit sind. Hierzu zählen bislang etwa Grönland und das westliche Alaska.
Dagegen belegen einige Beispiele aus den vergangenen Tagen eindrucksvoll, wie weit gestreut der Winter auf der Nordhemisphäre zugeschlagen hat: So haben heftige Schneefälle und ungewohnt kalte Temperaturen am Dienstag in Teilen Grossbritanniens das öffentliche Leben lahmgelegt. Das Met Office, der nationale meteorologische Dienst des Vereinigten Königreichs, sagte, die Kälte könnte so lange anhalten wie im Winter im Jahr 1979, welcher als einer der kältesten des Jahrhunderts in den Aufzeichnungen geführt wird.
Strenger Nachtfrost in Nordamerika und Asien
Am gleichen Tag wurde ein Kälterekord in Peking verzeichnet: Die Einwohner der chinesischen Hauptstadt froren bei minus 15,6 Grad, vergleichbar tief war das Thermometer in den vergangenen 20 Jahren nicht gefallen. Im Norden Chinas fiel in den vergangenen Tagen soviel Schnee wie seit etwa 60 Jahren nicht mehr. In Nordindien starben etwa 100 Menschen an der Kälte. In Kashmir wurde ein Rekordwert von minus 5 Grad erreicht. Auch in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul kam es zum stärksten Schneefall seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1937.
Die Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel der Erde am 3. Januar 2010
In weiten Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika war schon der Oktober aussergewöhnlich kalt ausgefallen. Nach einem dann wieder milderen November kam es dort in der Folge zu wiederholten, grossräumigen Schneestürmen. Dieser Tage wird das Land erneut von eisigen Temperaturen heimgesucht. Selbst in Miami wurden Temperaturen um 5 Grad gemessen, weiter nördlich in Florida sogar Minusgrade. Ungewöhnlich ist vor allem die grossflächige Verbreitung der niedrigen Temperaturen. Eine Kältewelle dieses Ausmasses gab es in den USA zuletzt im Jahre 1985.
Ausdehnung des Meereises Anfang Januar
Die grossräumige Zirkulation hat in diesem Winter offenkundig einen seltenen und sehr stabilen Zustand erreicht. Dabei ist zum Beispiel Europa weitgehend von der normalerweise vorherrschenden, milden Westwindströmung abgeschnitten. Eine grundlegende Änderung des Strömumgsmusters zeichnet sich derzeit nicht ab.
Somit ist es wahrscheinlich, dass in Deutschland bis zum Ende des Monats kaltes oder sehr kaltes Wetter überwiegt. Für den Februar sind noch keine Prognosen möglich. Der Monat müsste jedoch wirklich aussergewöhnlich mild ausfallen, um die Gesamtbilanz des Winters 2009/2010 noch in einen durchschnittlichen Rahmen zu bringen.