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Unwetter im Rückblick

Sonntag, 22.07.2012

Rückblick: Die Oderflut 1997

Fluten, Schäden und Pegelrekorde

Im Juli und August 1997 ist an der Oder ein Rekordhochwasser aufgetreten, das in Tschechien, Polen und Deutschland schwere Überflutungen mit mehr als 100 Toten zur Folge gehabt hat. Die Schäden werden auf 3,8 Milliarden Euro in Tschechien und Polen sowie 330 Millionen Euro in Deutschland beziffert. Im Odereinzugsgebiet war zuvor zwei- bis dreimal soviel Regen wie sonst im gesamten Monat gefallen, an einzelnen Stationen wurden mehr als 800 Liter pro Quadratmeter registriert.

Extreme Regenfälle im Einzugsgebiet der Oder

Das Oderhochwasser von 1997 wurde durch extreme Regenmengen in Einzugsgebiet des Flusses ausgelöst. Wie hier in Lysa Hora, ein Berg der Beskiden in Osttschechien, fielen innerhalb weniger Tage mehrere hundert Liter Regen auf den Quadratmeter. Bildquelle: WetterOnline

Ursache war die seltene Kombination von gleich zwei Regentiefs, die vom 4. bis zum 7. Juli und vom 18. bis zum 21. Juli extreme Niederschlagsmengen brachten. Das erste Tief zog vom 4. bis zum 7. Juli auf einer sogenannten Fünf-b-Zugbahn von den Alpen her über Tschechien und Westpolen bis zur Ostsee. In einigen Bergregionen der Westkarpaten prasselten in drei Tagen mehr als 400 Liter Regen vom Himmel. Die Folge war eine extrem hohe Hochwasserwelle im Oberlauf der Oder, die zunächst in Polen und Tschechien dutzende Städte und Dörfer überflutete.

Ab dem 15. Juli erreichte die Hochwasserwelle Brandenburg mit Rekordpegelständen, die Deiche hielten aber zunächst. Mehrfach mussten jedoch bereits Risse abgedichtet werden, viele Schwachstellen wurden mit Sandsäcken gesichert. Fatal wurden dann neue Starkniederschläge im Odereinzugsgebiet vom 18. bis zum 21. Juli, wodurch eine zweite Hochwasserwelle entstand. Erneut fielen teils über 150 Liter Regen pro Quadratmeter, und dieses Mal weichte der Starkregen auch im Unterlauf des Flusses die unter massiven Druck stehenden Deiche zusätzlich auf.

Im Oderbruch bei Brieskow-Finkenheerd kam es dann am 23. Juli zur Katastrophe, als ein Deich auf etwa 200 Metern Länge brach. Einen Tag später hielt ein weiterer Deich bei Aurith dem Druck nicht mehr Stand, wodurch die mehr als 5.500 Hektar grosse Ziltendorfer Niederung meterhoch überflutet wurde. Tausende Menschen waren vorher evakuiert, Vieh und Haustiere in Sicherheit gebracht worden. Mehrere weitere Deichbrüche konnten gerade noch verhindert werden, die gefährdeten Deichabschnitte wurden teils unter Lebensgefahr notdürftig verstärkt.

Am Unterlauf Oder bis zur Mündung wurden vorsorglich Polderflächen überflutet, um dem Fluss Raum zu geben. Trotz dieser vorbeugenden Massnahme erreichten die Pegel verbreitet neue Allzeitrekorde. Weitere Deichbrüche blieben aber aufgrund eines massiven Hilfseinsatzes, bei dem neben Technischem Hilfswerk und der Feuerwehr auch die Bundeswehr mit 50 Lasthubschraubern und 30.000 Soldaten beteiligt war, aus. Ab Ende August sanken die Pegelstände dann langsam, so dass im September mit ersten Reparaturen an den Deichen begonnen werden konnte.

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